Wie die Digitalisierung Sicherheitsstandards verändert

21 August 2017

Zusätzlich zu traditionellen Bedrohungen stehen Finanzinstitute und Marktinfrastrukturen vor wachsenden Herausforderungen in Form von Cyber-Security-Bedrohungen. Vor allem die Digitalwirtschaft sei aus einer Vielzahl an Gründen anfällig für Cyberangriffe, weiß Laurent Clavel, Leiter Research & Investment Strategy bei AXA Investment Managers.
„Clouds, Onlineplattformen und Netzwerke sorgen dafür, dass der Grad der Vernetzung immer weiter steigt. Die Auswirkungen von Cyberangriffen werden dadurch verstärkt und gehen weit über die attackierten Unternehmen oder Individuen hinaus“, erklärt Laurent Clavel, Leiter Research & Investment Strategy bei AXA Investment Managers (AXA IM). Darüber hinaus mache die Innovationskultur der Digitalwirtschaft sie angreifbarer. „Das Rennen, die Märkte zu erobern, wird angetrieben von netzwerkbasierten Geschäftsmodellen. Dabei übertrumpft Geschwindigkeit häufig die Sicherheit gemäß dem Motto ‚Jetzt veröffentlichen, später ausbessern‘.“
Ob wegen versehentlicher Softwarefehler und Ausfälle oder wegen eines vorsätzlichen Angriffs – eine schwere Störung von Finanzinformationsflüssen durch Unterwasserkabel könnte Marktaktivitäten potenziell stoppen. Schließlich verarbeiten Unterwasserkabel rund 95 Prozent des interkontinentalen Informationsverkehrs. So nutzt das Swift Netzwerk Unterwasser-Glasfaser-Kommunikationskabel, um Finanzdaten an mehr als 8.300 Mitgliedsfinanzinstitute in über 200 Ländern zu übermitteln.

Von massiven Cyberangriffen zu kombinierten Risiken

„Cyber-Bedrohungen dürfen nicht isoliert behandelt werden. Vor allem, wenn wir bedenken, dass sie potenzielle systemische Störungen nach sich ziehen“, sagt Clavel. Jeglicher physischer Schaden der Informationsnetze könnte in eine systemische Bedrohung für andere entscheidende globale Infrastruktursektoren ausarten. Ob nun im Finanz- oder im Energiesektor, Kommunikations- oder Gesundheitswesen.
Umgekehrt würde ein massiver Cyberangriff auf technische Infrastrukturen, wie etwa Elektro-Netze oder auf das sogenannte „Internet of Things“, alles, was damit verbunden ist, bedrohen. Einschließlich der Finanzmärkte, da die Organisationen grundlegend auf nationale und internationale Infrastrukturen angewiesen sind. Darüber hinaus könnten Cyberangriffe zeitlich auf Natur- oder menschliche Katastrophen abgestimmt sein, nur um daraus ein systemisches Risiko zu machen. „Eine solche Kombination von Schocks könnte sich zu unkontrollierbaren globalen Krisen entwickeln“, meint der Experte. „Sicherlich haben eine große Vernetzung und immer komplexere Systeme die potenziellen Risiken in den vergangenen Jahren wesentlich verstärkt.“
Bisher hatten Cyberangriffe nur begrenzte Auswirkungen, ein systemisches Risiko blieb aus. Stattdessen sind vor allem die Ausgaben für Sicherheitsmaßnahmen und folglich auch die Kosten gestiegen. „Künftig könnten allerdings umfangreiche Datenmanipulationen die Finanzmärkte schocken“, warnt Laurent Clavel. Als Beispiel nennt der Experte Cyber-Terrorismus, der potenziell von oder mit Hilfe eines Staates initiiert werden könnte. Etwa durch koordinierte Angriffe auf Banken mit dem Ziel, Finanzdaten zu verändern. „Diese Art von Angriffen könnten den normalen Zahlungsverkehr unmöglich machen und zu wirtschaftlichen Störungen führen.“

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