Die vergangene Handelswoche endete mit einem Plus von rund zwei Prozent. Hauptgrund für das deutliche Pluszeichen in der vergangenen Woche war das Brexit-Drama. Auch wenn es in den kommenden Tagen zu weiteren Wendungen und Irrungen vermutlich kommen wird. Ein Austritt ohne Abkommen dürfte zumindest in diesem Jahr vom Tisch sein und auch den Markt nicht mehr belasten. Turbulent an den Märkten, vor allem am Devisenmarkt, dürfte es aber werden, wenn Premierminister Boris Johnson sich nicht an die Gesetze hält – bislang aber ein noch eher unwahrscheinliches Szenario. Zudem gibt es weitere Indizien, dass der Dax in dieser Woche weiter zulegen oder zumindest nicht fallen dürfte. So haben beispielsweise die privaten Anleger auf die Kursgewinne der vergangenen Handelstage verstärkt mit Spekulationen auf fallende Notierungen reagiert.
Das zeigt zumindest das Euwax-Sentiment der Börse Stuttgart an. Dieser Indikator wird anhand realer Trades mit Hebelprodukten auf den Dax berechnet und zeigt einen deutlichen Überhang an Short-Produkten in den Anleger-Depots an. Short-Hebelprodukte steigen, wenn die Kurse fallen.
Die Reaktion der Privatanleger ist nachvollziehbar: Sie wollten ihr Depot vor einem plötzlichen Ende der Kursgewinne schützen. Doch nun sitzen sie auf Buchverlusten, die je nach Kaufdatum und Ausgestaltung des Hebels hoch sein können.
Sollten die Kurse weiter steigen, müssen sie diese Short-Produkte schnell verkaufen, damit die Verluste nicht ausufern. Auch bei fallenden Kursen dürften die „Shorties“ schnell verkauft werden, weil die Verluste deutlich geringer geworden. In beiden Fällen stützen solche Verkäufe den Markt.
Von der Konjunkturseite gab es bereits vor der Handelseröffnung positive Signale: Die vom Zollstreit gebeutelten deutschen Exporteure sind mit einem überraschenden Umsatzplus ins zweite Halbjahr gestartet. Sie lieferten im Juli 0,7 Prozent mehr Waren ins Ausland als im Vormonat, Ökonomen hatten hingegen hatten mit einem Minus von 0,5 Prozent gerechnet.
Im Vergleich zum Juli 2018 stiegen die Ausfuhren um 3,8 Prozent auf 115,2 Milliarden Euro. Für Impulse sorgte hier vor allem das Geschäft mit Nicht-EU-Staaten wie den USA und China, das um knapp zehn Prozent zulEin interessantes Szenario am Devisenmarkt dürfte möglicherweise bald der Wechselkurs mit der türkischen Lira bieten. Denn Präsident Recep Tayyip Erdogan sagte: „Wir senken die Zinsen und werden sie in kürzester Zeit in den einstelligen Bereich senken.“ Offensichtlich bestimmt er schon das Mikro-Timing der Zinspolitik der Zentralbank.
Ein einstelliger Leitzins hieße bei einer Inflation von 15 Prozent: Realzinsen unter minus fünf Prozent. Auch wenn die Inflation bislang zurückging, meint Ulrich Leuchtmann, Devisenexperte der Commerzbank: „Wir müssen daher weiterhin an unserer Sicht festhalten: dass unter diesen Umständen ein erneuter Absturz der Lira wahrscheinlich bleibt.“
Man muss aber auch feststellen, dass derzeit die Realität (noch) anders aussieht: Der Euro ist gegenüber der türkischen Lira seit Jahresanfang um 4,5 Prozent gefallen, steigt aber im heutigen Handel um 0,5 Prozent. Leicht angestiegen ist am heutigen Montag auch die Rendite für zehnjährige türkische Staatsanleihen von 15,49 auf 15,64 Prozent.
Die Aussicht auf eine Fortsetzung der aktuellen Förderpolitik der Opec und ihrer Verbündeten treibt den Ölpreis. Brent verteuert sich um 0,6 Prozent auf 61,90 Dollar je Barrel. Die Ernennung von Prinz Abdulaziz bin Salman zum saudi-arabischen Energieminister gelte als Versuch, die Abstimmung zwischen den Exportländern zu verbessern, sagt Anlagestratege Stephen Innes vom Brokerhaus AxiTrader. Der Sohn von König Salman hatte die Förderbremse von Opec und weiteren Staaten mit ausgehandelt.