Chris Bowie, Fondsmanager bei TwentyFour Asset Management, im Interview zu den Auswirkungen des Brexit-Streits in Großbritannien auf britische Anlagen.
Wie schädlich sind die beiden Rücktritte von Boris Johnson und David Davis für die Umsetzung der britischen Brexit-Strategie?
Bowie: Bis jetzt sind sie nicht von Bedeutung, obwohl sie weitere euroskeptische konservative Hinterbänkler im Unterhaus dazu verleiten könnten, gegen den Plan der Regierung im Sinne eines „weichen Brexits“ zu stimmen. Es scheint jedoch, dass die Abgeordneten noch nicht genug Stimmen haben, um die Regierungsstrategie ernsthaft zu beeinflussen. Daher ist ein weicher Brexit immer noch die wahrscheinlichste Option.
Welche Auswirkungen hat dies auf Investitionen in britische oder auch europäische Vermögenswerte?
Bowie: Britische Kreditaktiva sind aufgrund der seit Juni 2016 zu beobachtenden hohen Brexit-Prämie bereits weltweit das günstigste Kreditvermögen. Die jüngsten Vorschläge von Premierministerin Theresa May werden als sehr weicher Brexit angesehen, und die in Pfund Sterling denominierten Vermögenswerte haben sich relativ gut entwickelt. Wir erwarten, dass die Brexit-Prämie zurückgeht, was zu einer weiteren Outperformance britischer Vermögenswerte führen würde.
Wie reagieren Sie innerhalb Ihres Portfolios?
Bowie: Wir haben britische Titel übergewichtet, seit die Brexit-Prämie verfügbar wurde. Dabei konzentrieren wir uns auf kurz laufende BBB-Anleihen, die in der Regel vor Ablauf der Übergangsfrist im Dezember 2020 fällig werden. Auf diese Weise profitieren wir von der Brexit-Prämie ohne nennenswerten wirtschaftlichen Brexit-Risiken ausgesetzt zu sein. Gleichzeitig besteht der Großteil unserer Engagements aus Blue-Chip-Unternehmen mit großen Bilanzen und hohen Umsätzen, die ein bedeutendes Auslandsgeschäft haben und in vielen Fällen weniger als 25 Prozent ihrer Erträge in Großbritannien generieren. Deshalb ist ihre wirtschaftliche Sensibilität gegenüber dem Vereinigten Königreich nicht immer so groß, wie angesichts ihres Domizils in Großbritannien zu erwarten wäre.
Würden Sie lieber einen weichen Brexit sehen, wie Theresa May ihn sucht, oder einen härteren, wie ihn einige Konservative wie Boris Johnson oder David Davis wollen?
Bowie: Der Anleihemarkt würde einen schwächeren Brexit vorziehen und den Freihandel mit so wenigen Veränderungen wie möglich gegenüber dem Status Quo erhalten. Wir glauben aber, dass britische Vermögenswerte in beiden Szenarien gut abschneiden können, vorausgesetzt, man investiert in qualitativ hochwertige, umsatzstarke Blue-Chip-Investments mit bedeutenden Auslandsaktivitäten.