US-Sanktionen stellen russische Unternehmen vor Zahlungsunfähigkeit

23 April 2018

Die westlichen Länder, allen voran die USA, gehen auf verschiedenen Wegen gegen Russland vor: Diplomatisch durch die orchestrierte Ausweisung bemerkenswert vieler Diplomaten, militärisch durch die Angriffe in Syrien und wirtschaftlich durch Sanktionen. „Die neu verhängten Sanktionen haben eine andere Qualität als die Maßnahmen der Vergangenheit“, sagt Uday Patnaik, Head of Emerging Market Debt bei Legal & General Investment Management. „Die Sanktionen sind deutlich härter als zuvor, was zur Folge hat, dass einige betroffene Unternehmen vor der technischen Zahlungsunfähigkeit stehen.“ Der Rubel habe bereits massiv an Wert verloren und weitere Sanktionen könnten folgen.

Die US-Regierung hat den Ton klar verschärft. „Nach den Sanktionen bislang war es immer noch möglich, Aktien oder Anleihen sanktionierter Unternehmen zu kaufen und zu halten, so lange sie vor dem Erlass der Sanktionen emittiert wurden“, erklärt Uday Patnaik, Head of Emerging Market Debt bei Legal & General Investment Management. „Die neuen Sanktionen gehen weiter: Alle US-Investoren müssen ihr Geld abziehen. Bis zum 7. Mai müssen sie alle Anleihen, Aktien und sonstigen Titel der betroffenen Unternehmen verkauft haben.“ Ende des vergangenen Jahres waren rund 230 Milliarden US-Dollar ausländischer Investoren in Russland angelegt. Die Sanktionen richten sich gegen sieben russische Oligarchen, die eng mit dem Kreml verbunden sind, zwölf Unternehmen, die sie kontrollieren oder besitzen, sowie 17 hochrangige Regierungsbeamte.

Credit Spreads verengen sich überraschend

Zudem, so Patnaik, hätten die USA betont, dass auch Banken außerhalb der USA mit negativen Konsequenzen rechnen müssten, sollten sie weiterhin geschäftliche Beziehungen mit den benannten Unternehmern pflegen. „Bislang konnten sich viele Unternehmer den Sanktionen gegen sie recht leicht entziehen, in dem sie ihre Anteile beispielsweise an ihre Kinder verkauften. Darauf hat die US-Regierung ebenfalls reagiert.“

So richten sich die Sanktionen unter anderem gegen Igor Rotenberg, dessen Vater Arkady Rotenberg ihm 79 Prozent seiner Firma Gazprom Bureniye verkauft hatte, nachdem er selbst 2014 das Ziel von Sanktionen geworden war. Auch der Unternehmer Oleg Deripaska ist von den US-Maßnahmen betroffen. Ihm gehören unter anderem der zweitgrößte Aluminiumhersteller der Welt Rusal sowie der Mischkonzern Basic Element. Beide Unternehmen, ebenso wie weitere Geesellschaften in Deripaskas Besitz wurden ebenfalls sanktioniert. Abzuwarten sei nun, wie die Reaktion Russlands aussehen und wie wirkmächtig diese ausfallen werde.

„Die Auswirkungen auf die Emerging Markets insgesamt sind allerdings bislang erstaunlich verhalten“, sagt Patnaik. „Wir sehen zwar bedeutende Outflows aus russischen Assets und hatten entsprechende mit einer Vergrößerung der Credit Spreads in der ganzen Anlageklasse gerechnet. Tatsächlich sind die Spreads der Schwellenländer-Anleihen aber sogar enger geworden, was bemerkenswert ist.“ Das spreche für die allgemein verhältnismäßig stabile Lage der Schwellenmärkte.

„Ein großer Teil des Geldes, das aus Russland abgeflossen ist, wurde in andere Emerging Markets reinvestiert, insbesondere in südamerikanische Länder“, so Patnaik. Dies zeige die Entwicklung, die die Schwellenländer in den vergangenen Jahren vollzogen hätten. „Die gleiche Situation wie jetzt in Russland hätte noch vor zehn Jahren die Emerging Markets insgesamt in eine schwere Krise gestürzt. Seitdem haben sich aber die Märkte selbst und auch die Investorenbasis deutlich weiterentwickelt.“

Quelle: Legal & General Investment Management (LGIM)

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