Unternehmensanleihe-Käufe durch die Notenbanken verzerren die Anleihemärkte

28 September 2016

Mit ihren massiven Kaufprogrammen von Unternehmensanleihen verzerren die Europäische Zentralbank und Bank of England die betroffenen Anleihemärkte. Diese Meinung vertritt Ben Bennett, Anleihestratege beim britischen Asset-Manager Legal & General Investment Management. „Anstatt die Wirtschaft anzukurbeln, werden die Interventionen vermutlich genau den gegenteiligen Effekt erzielen: Die niedrigen Renditen kompensieren Anleger nicht länger ausreichend für ihr Risiko. Somit werden sie sich wohl aus dieser Anlageklasse zunehmend zurückziehen.“


Ben Bennett, Anleihestratege beim britischen Asset-Manager Legal & General Investment Management (LGIM) hält es für unwahrscheinlich, dass die Notenbanken in absehbarer Zeit von ihrem Kurs abweichen werden. Anleger könnten von dieser Unterstützung zwar kurzfristig profitieren. Allerdings warnt der Experte vor blindem Optimismus: „In einem verzerrten Markt auf Renditejagd zu gehen, geht selten gut aus. Das hat vor einem Jahrzehnt der Wahnsinn rund um CDOs und strukturierte Kredite gezeigt“. Seiner Meinung nach sollten Investoren auf dem manipulierten Markt nicht von ihrer langfristigen Anlagestrategie abweichen und sich auf die Fundamentaldaten konzentrieren. „Bereits vor den massiven Unternehmensanleihekäufen waren die Credit Spreads im Verhältnis zum Risiko nicht hoch. Mit den Quantitative-Easing-Maßnahmen der Notenbanken entfernen sich die Anleihen nun noch weiter von ihrem fairen Wert.“

Das Ausmaß der Kaufprogramme durch die EZB und Bank of England (BoE) macht Bennet an einer Schätzung fest: „Die EZB wird bis zum März 2017 mit einem Volumen von 72 Milliarden Euro vier Prozent des iBoxx EUR Corporate Bond Index gekauft haben. Zum Vergleich: Nur ein Drittel der Anleihen in diesem Index erfüllen die Bedingungen für den Kauf durch die Zentralbank“. Und die BoE plane, Anleihen im Wert von zehn Milliarden Pfund Sterling zu erwerben, was nach LGIM-Schätzung zwei Prozent des iBoxx GBP Non-Gilt Index entspräche. Von diesem Index kämen wiederum 17 Prozent der Anleihen für den Kauf durch die britische Notenbank in Frage.

Bennett geht davon aus, dass Anleger solche Unternehmensanleihen bevorzugen werden, die aufgrund der internen Richtlinien der Notenbanken nicht für die Kaufprogramme infrage kommen. „Diese Anleihen finden sich auch im Investment-Grade-Segment, sowohl in Euro als auch in Sterling notiert“, stellt Bennett fest. Noch attraktiver sei allerdings der US-Kreditmarkt. Allerdings sollten Anleger hier die Kosten und Umstände zur Absicherung gegenüber Wechselwährungseffekten und Leitzinsen berücksichtigen. „Die relativen Bewertungen auf dem US-Anleihenmarkt können für diesen Aufwand entschädigen“, so Bennett.

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