Die Compliance Anforderungen für deutsche Unternehmen steigen. Eine aktuelle Dun & Bradstreet Umfrage unter 1.354 Compliance-Verantwortlichen in neun europäischen Ländern zeigt: Cyberrisiken, Datenschutz und KI-Betrug zählen zu den größten Herausforderungen. Gleichzeitig kämpfen die Unternehmen mit stagnierenden Budgets und steigender Arbeitsbelastung. Dennoch: Deutsche Firmen zeigen sich im europäischen Vergleich optimistischer und setzen verstärkt auf Automatisierung und KI. Cyberrisiken (47,4 Prozent), Datenschutzanforderungen (36,2 Prozent) und betrügerische Aktivitäten durch KI (32,2 Prozent) stellen für deutsche Unternehmen die größten Compliance-Herausforderungen der kommenden zwölf Monate dar. Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern liegen die Werte bei 38 Prozent für Cyberrisiken, 26,1 Prozent für Datenschutzanforderungen und 26,4 Prozent für betrügerische Aktivitäten durch KI. Auch begrenzte Ressourcen zur Erfüllung aller Compliance-Anforderungen stellen ein Problem dar: 22,4 Prozent der deutschen Unternehmen sehen darin ein Top-Risiko (europäischer Durchschnitt: 25,3 Prozent).
Der Zeitaufwand für Compliance-Teams in Deutschland ist im vergangenen Jahr um 25,3 Prozent gestiegen. Besonders stark betroffen sind Umwelt-, Sozial- und Governance-Vorschriften (ESG) mit 61,8 Prozent Mehraufwand, aber auch das Lieferantenmanagement (55,9 Prozent) und Datenverwaltung und Finanzvorschriften (54 Prozent) verlangen den Teams mehr Zeit ab.
Automatisierung als Schlüssel zur Bewältigung der Herausforderungen
Um diesen Herausforderungen effektiv zu begegnen, setzen viele Unternehmen auf technologische Lösungen: In Deutschland automatisieren bereits 57,2 Prozent der Unternehmen die Due-Diligence-Prüfung bei der Aufnahme neuer Kunden und Geschäftspartnern mithilfe von Software, während 68,4 Prozent auf Frühwarnsysteme setzen, um Compliance-Probleme proaktiv zu erkennen. Im europäischen Durchschnitt liegen diese Werte bei 62,7 Prozent bzw. 66,0 Prozent.
Falscher Alarm bei Due-Diligence-Prüfungen führt zur Ablehnung potenzieller Kunden
50,0 Prozent der deutschen Unternehmen sehen sich gezwungen trotz Software-gestützter Due-Diligence-Prüfung potenzielle Kunden abzulehnen. Der Grund: Screening-Tools schlagen oft falschen Alarm, obwohl keine Gefahr besteht.
Die Klärung dieser Fälle dauert oft so lange, dass Unternehmen gezwungen sind, den Kunden abzulehnen. Die Quote liegt mit 50,0 Prozent etwas unter dem europäischen Durchschnitt von 55,5 Prozent.
Deutsche Unternehmen zeigen sich optimistisch und investieren in KI-Lösungen
Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern (62,1 Prozent) investieren deutsche Unternehmen mit 63,2 Prozent überdurchschnittlich häufig in KI-Lösungen, um Compliance-Prozesse zu optimieren und die Risikobewertung zu verbessern. Gleichzeitig zögern aber noch 57,9 Prozent der Unternehmen, KI vollständig in ihre Compliance-Praxis zu integrieren. Die Bedenken gelten sowohl ethischen Aspekten als auch regulatorischen Fragen. Dennoch überwiegt die Zuversicht: Über zwei Drittel der Befragten (69,7 Prozent) sind überzeugt, dass KI-Technologien ihre Compliance-Bemühungen in Zukunft verbessern werden.
Trotz Budgetrestriktionen Zuversicht bei der Erfüllung von Compliance-Anforderungen
Obwohl die regulatorische Komplexität zunimmt, geben 62,5 Prozent der befragten Unternehmen in Deutschland an, in den nächsten zwölf Monaten kein zusätzliches Budget für Compliance-Prozesse zur Verfügung zu haben. Dennoch zeigen sich 74,3 Prozent zuversichtlich, die Compliance-Anforderungen erfüllen zu können.
Regulatorischer Druck und Arbeitsbelastung zwingen zu reaktivem Handeln
66,5 Prozent der deutschen Befragten bestätigen, dass die regulatorischen Anforderungen an ihr Compliance-Team im vergangenen Jahr deutlich gestiegen sind. Diese zunehmende Belastung zwingt laut 59,9 Prozent der Umfrageteilnehmer viele Teams zu einem reaktiven Krisenmanagement, anstatt proaktiv Risiken zu steuern.
Balance zwischen Kosteneffizienz und Compliance als ständige Herausforderung
Für 67,1 Prozent der Befragten ist es ein permanenter Balanceakt, Compliance-Anforderungen zu erfüllen und gleichzeitig die Kosten im Blick zu behalten. Zusätzlich führt die sich ständig erweiternde Regulierungslandschaft bei 65,1 Prozent zu immensem Druck, der die Unternehmen zwingen kann, Ressourcen von anderen wichtigen Geschäftsbereichen abzuziehen.
„Die Ergebnisse der Umfrage verdeutlichen den dringenden Bedarf an technologischer Unterstützung für Compliance-Teams“, kommentiert Carsten Ettmann, Senior Business Consultant. „Angesichts der wachsenden regulatorischen Anforderungen und der zunehmenden Datenflut stoßen manuelle Prozesse an ihre Grenzen. Investitionen in Automatisierung und intelligente Technologien wie KI sind unerlässlich, um die Effizienz zu steigern, Risiken frühzeitig zu erkennen und Compliance-Verstöße effektiv zu vermeiden.“
Quelle: Dun & Bradstreet