Von den Investmentstrategien der Gemeinschaft lernen und erfolgreich investieren – das erhoffen sich viele Anlegerinnen und Anleger von Social-Trading-Plattformen. Eine Umfrage im Auftrag der BaFin zeigt: Dabei scheuen sie nicht vor riskanten Finanzprodukten zurück, obwohl ihr Wissen darüber ausbaufähig ist. Kryptowerte, Hebelprodukte und finanzielle Differenzkontrakte (Contracts for Difference – CFDs): Anlegerinnen und Anleger brauchen ein vertieftes Finanzwissen, um solche komplizierten Produkte zu verstehen und zu beurteilen. Insbesondere wenn sie unerfahren sind, kann es ihnen attraktiv erscheinen, die Investitionsstrategien anderer zu kopieren. Beim Social Trading können sie als Follower die Portfolios anderer Mitglieder eines sozialen Netzwerks einsehen, diskutieren und nachbilden. Doch wer nutzt dieses Angebot? Und wie hoch ist das Finanzwissen dieser Verbraucherinnen und Verbraucher wirklich?
Ein Marktforschungsinstitut befragte im Januar dieses Jahres im Auftrag der BaFin insgesamt 1.037 repräsentativ ausgewählte Personen, die in den vergangenen zwei Jahren Geld in Investmentfonds, Aktien, Anleihen oder andere Wertpapiere angelegt haben.
Sie sollten angeben, ob sie ihr Geld mit Hilfe eines Social-Trading-Anbieters angelegt und in riskante Finanzprodukte wie Kryptowerte und CFDs investiert haben. Dabei kam heraus: 16 Prozent der Befragten hatten Geld durch das Kopieren fremder Trades angelegt.
Zudem mussten sie zwölf Fragen zum Finanzwissen beantworten und dabei einschätzen, wie oft sie richtig lagen. Anlegerinnen und Anleger, die klassisch investierten, beantworteten im Durchschnitt 7,8 Fragen richtig. Nutzerinnen und Nutzer von Social-Trading-Plattformen lagen bei 5,9 Fragen richtig. Sie haben damit ein geringeres Finanzwissen.
Beim Finanzwissen ging es beispielsweise um Kryptowährungen. 64 Prozent der Befragten, die kein Social Trading nutzten, wussten, dass sich der Erwerb von Bitcoins von dem anderer Währungen wie dem Euro oder dem US-Dollar unterscheidet. Unter den Nutzerinnen und Nutzern von Social Trading wussten dies nur 46 Prozent. Auch dass das Risiko sinkt, wenn man sein Geld auf unterschiedliche Anlageformen verteilt, wusste weniger als die Hälfte der Social-Trading-Nutzenden (46 Prozent). Bei der Gruppe der Nicht-Social-Trading-Nutzenden waren es 77 Prozent.
Unterschiede zeigten sich auch bei der Einschätzung des eigenen Finanzwissens. Nutzende von Social-Trading-Plattformen beurteilten ihre Kenntnisse im Schnitt um 1,8 Fragen besser als sie tatsächlich waren. Bei den Nicht-Social-Trading-Nutzenden lässt sich hingegen eine leichte Unterschätzung des eigenen Fachwissens feststellen: Sie hielten dieses im Schnitt für 0,4 Fragen schlechter als es wirklich war.
Die Umfrage zeigte zudem, welche Altersgruppen Social-Trading-Plattformen nutzten: Drei von zehn Anlegerinnen und Anlegern im Alter von 18 bis 39 Jahren haben in den vergangenen zwei Jahren mit Social Trading Geld angelegt. Bei den 40- bis 59-jährigen sind es nicht einmal zwei von zehn Anlegern. Für Sechzigjähre und Ältere spielt Social Trading kaum noch eine Rolle – nur vier Prozent der älteren Anlegerinnen und Anleger haben diese Geldanlage in den vergangenen zwei Jahren genutzt.
Die Mehrheit der Anlegerinnen und Anleger, die ihr Geld mittels Social Trading investiert haben, besitzen riskante Finanzprodukte. 60 Prozent gaben an in Kryptowerte, Hebelprodukte oder CFDs investiert zu sein. Von jenen Anlegerinnen und Anleger, die kein Social Trading nutzten, hielt lediglich ein Fünftel (22 Prozent) riskante Finanzprodukte.
Was genau ist Social Trading? Können Anlegerinnen und Anleger mit wenig Finanzwissen davon profitieren? Welche Risiken sind damit verbunden? In „Social Trading: Was steckt dahinter?“, der neuen Folge des BaFin-Verbraucherschutzpodcasts, spricht die Verbraucherschutz-Expertin Sabine Reimer mit der Journalistin Judith Henke über die Chancen und Risiken.
Grafik : Anlegerinnen und Anleger, die riskante Finanzprodukte investiert sind (Anteil in Prozent)
Quelle: BaFin Journal