Schlechtere Ertragslage der deutschen Kreditinstitute im Jahr 2022

29 September 2023
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„Die Ertragslage der deutschen Kreditinstitute hat sich im Jahr 2022 tendenziell verschlechtert“, schreiben die Fachleute im aktuellen Monatsbericht der Bundesbank. Zwar stieg der Jahresüberschuss vor Steuern im Aggregat leicht an (+ 1,4 Prozent) und lag mit 27,4 Milliarden Euro weiterhin deutlich oberhalb des langfristigen Mittels. Allerdings war hierfür gemäß Monatsbericht der Bundesbank ein Sondereffekt bei einem Institut aus der Gruppe der Großbanken ausschlaggebend. Ohne diesen Effekt wäre der zusammengefasste Jahresüberschuss aller deutschen Kreditinstitute vor Steuern gegenüber dem Jahr 2021 gesunken, schreiben die Fachleute. Das Jahr 2022 war laut Bundesbank erneut geprägt von zahlreichen Herausforderungen für die deutschen Kreditinstitute. Die Beeinträchtigungen der gesamtwirtschaftlichen Lage infolge der Coronavirus-Pandemie schwächten sich zwar im Jahresverlauf immer weiter ab. Der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine, Lieferengpässe, Risiken der Energieversorgung und eine hohe Inflation belasteten jedoch die deutsche Konjunktur. 

Vor dem Hintergrund schnell steigender Verbraucherpreise beendete das Eurosystem zudem im Sommer 2022 die achtjährige Phase negativer Zinssätze. Im Zuge dessen wurden die Leitzinsen bis Jahresende in mehreren Schritten deutlich um insgesamt 2,5 Prozentpunkte erhöht.

Unterschiedliche Effekte durch gestiegenes Zinsniveau

Das gestiegene Zinsniveau wirkte sich laut Expertinnen und Experten sehr unterschiedlich auf die einzelnen Bankengruppen aus, sodass die meisten Bankengruppen im Berichtsjahr teils deutlich geringere Jahresüberschüsse auswiesen als im Jahr 2021.

Insgesamt gingen laut Bericht vom stark gestiegenen Zinsniveau im Jahr 2022 sowohl ertragssteigernde als auch ertragsbelastende Effekte aus. Einerseits trug das erhöhte Zinsniveau im Berichtsjahr maßgeblich zur Verbesserung des Zinsüberschusses der deutschen Banken insgesamt bei. Dessen außergewöhnlich kräftiger Anstieg um 11,4 Prozent war in erster Linie darauf zurückzuführen, dass Zinssätze im Kreditgeschäft schneller und stärker stiegen als im Einlagengeschäft. Damit erwies sich der Zinsüberschuss als Haupttreiber für den deutlichen Anstieg der operativen Erträge (+ 11,8 Prozent), schreiben die Fachleute. Der Provisionsüberschuss verblieb dagegen auf dem Vorjahresniveau und war anders als im Jahr 2021 unbedeutend für die Verbesserung der operativen Erträge.

Andererseits führte das gestiegene Zinsniveau im Jahr 2022 zu einem deutlichen Anstieg des Netto­bewertungsaufwands auf das nahezu Viereinhalbfache des Vorjahreswertes. Dieser lag mit 16,2 Milliarden Euro zudem deutlich über seinem langfristigen Mittel. Auslöser waren vor allem hohe Abschreibungen auf festverzinsliche Wertpapiere sowie eine erhöhte Risikovorsorge im Kreditgeschäft, so die Expertinnen und Experten. Darüber hinaus stiegen auch die allgemeinen Verwaltungsaufwendungen gegenüber dem Jahr 2021 um 3,3 Prozent an. Zusammen mit dem gestiegenen Netto­bewertungsaufwand wog dies den Anstieg der operativen Erträge mehr als auf.

Konsolidierung setzt sich fort

Die Konsolidierung im deutschen Bankensektor setzte sich auch im Berichtsjahr weiter fort. Im Verlauf des Jahres 2022 sank die Gesamtzahl der Kreditinstitute um 61 auf 1.395 Institute. Der Rückgang fiel damit etwas höher aus als im Vorjahr und war in erster Linie auf Fusionen – vor allem von Kreditgenossenschaften – zurückzuführen, heißt es im Bericht.
Aktuelle Herausforderungen

Im laufenden Jahr bestimmen laut Expertinnen und Experten weiterhin hohe Preissteigerungsraten, die Straffung der Geldpolitik und hohe Unsicherheit über die wirtschaftliche Entwicklung das Geschäftsumfeld der deutschen Kreditinstitute. Vor diesem Hintergrund bleibt abzuwarten, inwieweit der fortgesetzte Anstieg des Zinsniveaus die Ertragslage der deutschen Banken mittelfristig stützt. Insgesamt nehmen ertragsbelastende Risiken zu: So dürfte sich der Anstieg der Bestandsmarge im Kredit­ und Einlagengeschäft, der maßgeblich zur Verbesserung des Zinsüberschusses im Jahr 2022 beigetragen hat, als nicht nachhaltig erweisen, wenn der zu erwartende Wettbewerbsdruck zu steigenden Zinssätzen auf Kundeneinlagen führt. Ebenso ist zu erwarten, dass ein sinkendes Kreditneugeschäft sowie eine Zunahme von Kreditausfällen die Ertragslage der nächsten Jahre belasten werden.

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