Institutionelle Anleger sollten ihre Strategien im Risikomanagement dringend überarbeiten, das zeigt die aktuelle RiskMonitor-Umfrage von Allianz Global Investors, für die die Gesellschaft im ersten Quartal des Jahres weltweit 755 institutionelle Investoren mit einem Gesamtanlagevermögen von rund 24 Billionen Euro in 23 Ländern befragt hat.
DieRisk-Monitor-Befragung zeigt, dass sich die Risikomanagementansätze institutioneller Anleger wie Pensionskassen, Versicherungen oder Banken seit der Finanzkrise 2008 kaum verändert haben. Die drei am häufigsten eingesetzten Risikomanagementstrategien vor der Finanzkrise waren Diversifikation über Asset-Klassen (57 Prozent), geografische Diversifikation (53 Prozent) und Durationsmanagement (44 Prozent). Obwohl 62 Prozent Befragten einräumen, dass diese Ansätze ihnen nicht im gewünschten Maße Schutz vor massiven Wertverlusten geboten haben, ist deren Verbreitung seit der Finanzkrise sogar noch gestiegen: heute setzen 58 Prozent auf Asset-Klassen-Diversifikation, 56 Prozent auf geografische Streuung und 54 Prozent auf Durationsmanagement.
Zwei Drittel der befragten Institutionen sind folgerichtig auf der Suche nach neuen und innovativen Strategien, die ihnen helfen, eine bessere Balance von Risiko und Rendite sowie größeren Schutz gegen abrupte Abwärtsbewegungen zu erlangen und traditionelle Risikomanagementansätze zu ersetzen. So sagen 48 Prozent der Befragten, dass ihre Organisation auch bereit sei mehr für bessere Risikomanagementstrategien zu zahlen, und 54 Prozent geben an, dass sie bereits zusätzliche Mittel dafür bereitgestellt haben.
„Anleger müssen sich mit einer Welt auseinandersetzen, in der die durchschnittliche Marktrendite niedriger und die Volatilität höher als in der Vergangenheit ausfällt“, sagt Neil Dwane, Global Strategist bei AllianzGI. „In diesem Umfeld müssen Investoren Risiken eingehen und ihre Portfolien sehr aktiv managen, um ihre Anlageziele erreichen zu können. Gleichzeitig erfordert dies eine auf die individuellen Anforderungen abgestimmte Risikomanagementstrategie.“ Die Ergebnisse der RiskMonitor-Umfrage zeigten jedoch, dass viele Investoren sich nur bedingt in der Lage sehen, Risiken in steigenden und fallenden Märkten gleichermaßen effektiv zu managen.
„Erfreulich ist aber“, so Dwane, „dass institutionelle Anleger aus dieser Erkenntnis heraus, den Einsatz wirkungsvollerer Risikomanagementansätze für notwendig erachten. Asset Manager sind hier gefragt, innovative Lösungen und Produkte zu entwickeln, die Kunden dabei helfen, niedrigen Renditen zu trotzen ohne sie dabei übermäßiger Volatilität auszusetzen. Die Lösung kann unterschiedlich ausfallen, aber die kommenden Monate und Jahre werden mit Sicherheit ein Lackmustest für die wachsende, neue Generation der Multi Asset Lösungen.“
Die Sorgen und Anlagefavoriten der Anleger weltweit
Die größte Herausforderung für institutionelle Investoren ist die Marktvolatilität (42 Prozent der Befragten). Nimmt man die niedrigen Zinsen (24 Prozent der Nennungen) und die Unsicherheiten hinsichtlich der Geldpolitik (16 Prozent) hinzu, besteht kaum noch Zweifel, dass 2016 ein holpriges Jahr für Anleger bleiben wird. In der Umfrage gaben 77 Prozent der Befragten an, dass 2016 das Aktienmarktrisiko am stärksten die Rendite ihres Portfolios beeinträchtigen könnte. Zinsrisiko, Ereignis-Risiko (beide 75 Prozent) und Währungsrisiken (74 Prozent) wurden als ähnlich wichtig erachtet.
Trotz der erhöhten Wachsamkeit institutioneller Investoren in Bezug auf Volatilität und Aktienmarktrisiken ist deren Anlagestrategie nicht durchgehend defensiv ausgerichtet. Vielmehr geben sie die Maximierung der risikoadjustierten Rendite als ihr oberstes Anlageziel für 2016 zu Protokoll. Darüber hinaus weist das Interesse für Aktien darauf hin, dass die Marktvolatilität ihnen noch nicht den Risikoappetit verdorben hat. Mit 29 Prozent beziehungsweise 28 Prozent stehen US-Aktien und europäische Aktien in diesem Jahr wieder ganz oben auf der Kaufliste institutioneller Investoren.
Für institutionelle Investoren in Deutschland stellt das Niedrigzinsumfeld mit 43 Prozent der Nennungen noch vor der Marktvolatilität mit 28 Prozent der Nennungen die größte Herausforderung in diesem Jahr dar. Das spiegelt sich auch in den Planungen für die Asset Allocation wider: 60 Prozent der Befragten planen, 2016 ihre Positionen in europäischen Aktien auszubauen. Auf der Jagd nach Rendite folgen hochverzinsliche Unternehmensanleihen (27 Prozent) und Private Equity (25 Prozent) folgen mit einigem Abstand. Umgekehrt gaben 43 Prozent der Befragten an, ihre Anlagen in Schwellenländeraktien zu reduzieren.
Obwohl die Befragten ihre Gelder zu zwei Dritteln aktiv managen und den Anteil auch in den kommenden drei Jahren kaum verändern wollen, sind nur 42 Prozent davon überzeugt, dass aktiv gemanagte Strategien in Phasen erhöhter Volatilität besseren Schutz gegen Verluste bieten. „Hier zeigt sich, dass vielen Investoren diese Fragestellung für sich in erster Linie innerhalb einzelner Asset-Klassen beantworten. Entscheidend ist aber die aktive Asset Allocation, denn damit lassen sich die kostbaren Risikobudgets erhalten, um in den einzelnen Anlageklassen Risikoprämien und Alpha erwirtschaften zu können,“ erläutert Ingo Mainert, CIO Multi Asset Europe bei AllianzGI.