Die „Future of European Fintech Alliance“ hat die von der Europäischen Kommission definierten technischen Spezifikationen (Regulatory Technical Standards, RTS) zur neuen Zahlungsdiensterichtlinie (Payment Service Directive, PSD2) genau in Augenschein genommen. Die endgültige Fassung der RTS stellt nach Meinung der Allianz, die aktuell aus 73 europäischen FinTech-Unternehmen, Challenger-Banken und Organisationen der FinTech-Branche besteht, einen großen Kompromiss zwischen den Interessen der etablierten Bankenbranche und der europäischen FinTechs dar.
Als der europäische Gesetzgeber 2013 entschieden hat, die Zahlungsdiensterichtlinie zu überarbeiten, geschah dies vor allem, um Innovation und Wettbewerb für Zahlungsauslöse- und Kontoinformationsdienstleister in Europa zu begünstigen. Im Februar 2017 hat die Europäische Bankenaufsicht (EBA) ihren Entwurf der RTS veröffentlicht, der allerdings die erfolgreiche Wachstumsbranche FinTech massiv behindert hätte.
Auf ihrer Grundlage hätten Banken die komplette technologische Kontrolle über Zahlungsdienstleistungen und Kundendaten erhalten, was unweigerlich zum Gegenteil der politischen Absichten der PSD2 geführt hätte. Die dann erfolgte Überarbeitung der RTS durch die Europäische Kommission und insbesondere die Einführung der sogenannten „Fallback-Lösung“, einer Notfallmaßnahme, falls eine von der Bank bereitgestellte Schnittstelle ausfällt, hat für FinTech-Unternehmen das Risiko gemindert, vollständig dem Willen der Banken ausgeliefert zu sein.
Die finalen RTS, die diese Woche dem Europäischen Parlament und dem Rat zur Prüfung vorgelegt wurden, werden einen enormen Einfluss auf die Zukunft des E-Commerce und vor allem Verbraucher haben. Die Future of European Fintech Alliance unterstützt eine Regulierung der europäischen FinTech-Branche, die zu mehr Wettbewerb und Sicherheit bei Bezahlprozessen führen und Händlern wie auch Verbraucher Wahlmöglichkeiten und Datenkontrolle geben wird. Allerdings stellen die RTS in dieser Form einen großen Kompromiss zwischen den Interessen der etablierten Bankenbranche und der europäischen FinTechs dar.
Ralf Ohlhausen, Business Development Director der PPRO Group, Mitglied der Allianz, hält fest: „Insgesamt und insbesondere aus FinTech-Sicht wäre es sicherlich am Besten gewesen, wenn die freie Wahlmöglichkeit der Bank, eine API anzubieten oder den Zugang über das Online-Banking zu erlauben, auch FinTechs geboten worden wäre. Das heißt, gute APIs wären genutzt worden und schlechte nicht, womit sich eine einfache Selbstregulierung ergeben hätte.“ Dafür hatten sich die PPRO Group und die Allianz ausgesprochen.
„Dass dem nun nicht so ist und FinTechs gezwungen werden, die Banken-API zu verwenden und nur bei deren Ausfall auf ein Fallback zuzugreifen, für den die Banken jetzt auch noch Ausnahmemöglichkeiten zugestanden bekommen haben, ist natürlich ein enormer Kompromiss für FinTechs“, sagt Ohlhausen. Insbesondere, weil dadurch zusätzlich die Notwendigkeit entstehe, die Qualität der Banken-APIs genau zu überwachen und zu regulieren. „Zumindest aber ist die neue Version weniger bedrohlich für den europäischen FintTech-Sektor als die ursprüngliche Version der EBA von Ende Februar.“
Quelle: Future of European Fintech Alliance
PSD2: „Weniger bedrohlich als noch Anfang des Jahres“
04 Dezember 2017
Datenbank