Elfriede Six
Im ersten, einführenden Teil unserer Payvision-Story haben wir die grundlegenden Fakten dargelegt. Wir haben gezeigt, dass die in Amsterdam sitzende Payvision unter der Führung des CEO Rudolf Booker (siehe Photo) massiv in Binäre Optionen- und Broker Scams des Deutschen Uwe Lenhoff und seines israelischen Partners Gal Barak und anderen Scammern involviert war. In diesem zweiten Teil zeigen wir den Geldfluss von den Opfern zu den Tätern anhand der GPay Ltd von Gal Barak. Über diese wurden große Scams wie XTraderFX oder CryptoPoint abgewickelt.
Verhaftungen, Haftbefehle und Anklage
Der Deutsche Online-Gaming-Veteran Uwe Lenhoff, 55, wurde Anfang 2019 in Österreich verhaftet. Nach intensiven Ermittlungen verschiedenster Behörden in mehreren Ländern. Mittlerweile wurde Lenhoff nach Deutschland ausgeliefert und wartet auf die Anklage. Der Verdacht lautet auf Finanzkriminalität, Geldwäsche und Investmentbetrug. Die Beweise sind erdrückend sagen die Behörden.
Gegen seinen Partner, dem Israeli Gal Barak, wurde Anfang 2019 ebenfalls ein EU-Haftbefehl ausgestellt. Nach einer kurzfristigen Festhaltung in Sofia wurde Barak ajs angeblich gesundheitlichen Gründen in den Hausarrest entlassen. Seit Monaten versuchen die österreichischen Behörden die Auslieferung von Bulgarien nach Österreich.
Die österreichischen Behörden haben bisher die Ermittlungen koordiniert. Sie brauchen Gal Barak, um den gigantischen Broker-Scam rund um Barak, Lenhoff und deren Netzwerk aufzuklären. Der Verbleib eines Großteils des Geldes ist bisher noch nicht geklärt. Daher werden die beteiligten Zahlungsverkehrsdienstleister im Zuge der Ermittlungen wichtig werder.
Payvision, Lenhoff, Barak und die Provisionen
Teil dieses Netzwerkes war auch die in Amsterdam sitzende Payvision von Rudolf Booker. Payvision hat als lizenziertes Zahlungsverkehrsdienstleister mitgeholfen, die über die diversen Broker Scams von Lenhoff und Barak – Option888, Xmarkets, TradoVest, XTraderFX, SafeMarkets, Golden Markets und andere – von Kleinanlegern gestohlenen Gelder zu waschen.
FinTelegram liegen die diesbezüglichen Zahlungsverkehrsbelege und Kontoauszüge vor. Lenhoff war nach eigenen Angaben als Reseller von Payvision tätig und hat offenbar viele der Broker-Scams an Payvision vermittelt. Laut Lenhoff soll der Payvision CEO Rudolf Booker Lenhoff gedrängt haben, Gal Barak als Kunden zu gewinnen bzw. zu behalten, weil dessen Zahlungsverkehrsvolumen so hoch sei. In anderen Worten, Barak hat offenbar enorme Summen von Kleinanlegern gestohlen und über Payvision geschleust. Dafür erhielt Payvision satte Provisionen. Ehemalige Geschäftspartner von Barak beziffern den Schaden für die Anleger auf mehr als €200 Millionen.
Geldfluss von Payvision nach Bulgarien
Anhand der vorliegenden Unterlagen können wir jedenfalls ohne jeden Zweifel belegen, dass Kreditkarten-Einzahlungen von Kunden-Opfern der Plattformen von Gal Barak über Payvision auf den Konten von GPay Ltd bei der bulgarischen Investbank gelandet sind. Auf dieses Konto hatte neben Gal Barak auch dessen Partnerin Marina Andreeva Zugriff. Von diesem bulgarischen Konto wiederum wurden die Gelder an die Komplizen und Beitragstäter der Scams überwiesen wie beispielsweise Boiler Room-Betreiber, Kundendaten-Verkäufer oder Marketingfirmen.
Ein ganz erheblicher Teil der Gelder floss auch in die Privatsphäre von Gal Barak und Marina Andreeva. Wir konnten den Geldfluss anhand der Dokumente nach Israel zu den Anwälten von Gal Barak und seinen Partnern verfolgen sowie zu Scheinfirmen in Hongkong.
Im Schaubild oben ist der Geldfluss über Payvision für die Barak-Firma GPay Ltd schematisch dargestellt. Gal Barak, GPay und seine anderen Firmen waren nur einer von vielen derartigen betrügerischen (Scam)-Merchants von Payvision. Insofern lässt sich das Ausmaß des Geldflusses von Opfern diverser Broker-Scams über Payvision derzeit noch nicht wirklich feststellen. Es sind dürften jedenfalls hunderte Millionen sein. In den nächsten Beiträgen werden wir den Geldfluss rund um Gal Barak und Payvision noch detaillierter Aufschlüsseln.
Auslieferung von Gal Barak erforderlich für Aufklärung
Es ist leicht verständlich, dass man Gal Barak zu diesen Vorwürfen befragen will. Daher ist seine Auslieferung nach Österreich im Sinne der zehntausenden Geschädigten notwendig. Dies wird auch notwendig sein, um festzustellen, in welchem Ausmaß und mit welchem Vorsatz Payvision in diesen gigantischen Broker-Scam verwickelt war.
Die Autorin Elfriede Sixt ist Wirtschaftsprüferin und Steuerberaterin. Sie absolvierte bereits im Jahre 1993 die Prüfung zum US CPA und war in der Folge jahrelang als Gesellschafterin und Geschäftsführerin von Ernst & Young Wien tätig. Sie ist Gründerin des Austrian FinTech Networks und Gründungsmitglied des German Crowdfunding Networks. Frau Sixt beschäftigt sich seit einigen Jahren mit dem Thema Crowdfunding und publiziert zu Themen aus diesem Bereich (beispielsweise das Buch “Schwarmökonomie und Crowdfunding” im SpringerGabler Verlag).