Die Risikobereitschaft institutioneller Anleger ist im Niedrigzinsumfeld deutlich gestiegen. So sind die von den Investoren zur Verfügung gestellten Risikobudgets in den vergangenen Jahren erheblich gewachsen. Dies zeigt eine Analyse von Wertsicherungsportfolios institutioneller Investoren durch Union Investment. Aus einer Untersuchung der durchschnittlichen Risikobudgets institutioneller Investoren in den Jahren 2002 bis 2015 geht hervor, dass die Anleger aktuell deutlich höhere Risikobudgets zur Verfügung stellen als noch vor einigen Jahren. So stiegen die Budgets institutioneller Investoren bei Wertsicherungskonzepten mit einjährigem Sicherungshorizont beispielsweise von fünf Prozent zum Jahresanfang 2002 auf neun Prozent Anfang des Jahres 2015.
Obwohl das Risikobudget im Durchschnitt gestiegen ist, lassen sich viele institutionelle Anleger bei der Entscheidung über dessen Höhe immer noch zu sehr von kurzfristigen Kapitalmarktentwicklungen leiten. Dadurch verzichten sie auf Renditechancen. „Anleger könnten ihren Durchschnittsertrag je Einheit Risiko deutlich steigern, wenn sie nach schlechten Kapitalmarktjahren ihre Risikobudgets nicht beschneiden und stattdessen antizyklisch handeln würden“, erläutert Thomas Bossert, für das Portfoliomanagement zuständiger Geschäftsführer von Union Investment Institutional.
Ein Vergleich der im Zeitraum von 2002 bis 2015 bei Wertsicherungskonzepten jeweils zu Jahresanfang zur Verfügung gestellten Budgets mit der Marktperformance des Vorjahres zeigt, dass Investoren nach Markteinbrüchen signifikante Kürzungen vorgenommen haben und dadurch anschließende Erholungsphasen kaum nutzen konnten.
Renditedruck sorgt für Strukturbruch beim Anlageverhalten
Dass institutionelle Investoren durchaus in der Lage sind, antizyklisch zu agieren, zeigt ein Vergleich zwischen der Entwicklung von Risikobudgets und dem jeweiligen Zinsniveau. Bis zum Jahr 2009 war der Zinssatz einjähriger Bundesanleihen der wesentliche Einflussfaktor für die Höhe des Risikobudgets institutioneller Anleger bei Wertsicherungskonzepten. Dann kam es zu einem Strukturbruch im Anlageverhalten, so dass die Risikobudgets der Investoren ab dem Jahr 2010 trotz weiter sinkender Zinssätze wuchsen.
Grund für das fundamental veränderte Anlageverhalten ist nach Einschätzung von Bossert der stark erhöhte Anlagedruck im Niedrigzinsumfeld. „Hinzu kommt, dass seit der Finanz- und Staatsschuldenkrise das Risiko bei einzelnen Asset-Klassen wie Staatsanleihen der Euro-Peripheriestaaten gestiegen ist und hierfür deutlich höhere Risikobudgets benötigt werden.“
Absolute Return als Lösungsansatz gefragt
Niedrige Renditen, schnelle Favoritenwechsel an den Kapitalmärkten und veränderte Korrelationen haben sowohl zu einer erhöhten Risikobereitschaft der Investoren als auch zu einer steigenden Nachfrage nach absoluten Erträgen und damit Absolute-Return-Ansätzen geführt. „Wir sind vor 20 Jahren mit unseren dynamischen Wertsicherungskonzepten gestartet und verwalten heute ein Volumen von über 22 Milliarden Euro. Zu Beginn haben sich die Mandate meist in einem nationalen Investmentdreieck aus Rendite, Risiko und Liquidität bewegt. Heute dagegen gilt es, unter Berücksichtigung der zusätzlichen Faktoren Regulierung und Nachhaltigkeit für den Kunden auf internationaler Ebene mindestens fünfdimensionale Anlageherausforderungen zu bewältigen“, betont Bossert.
Angesichts des erhöhten Renditedrucks geht dabei der Trend hin zu aktiven Wertsicherungsstrategien mit erhöhtem Freiheitsgrad für das Portfoliomanagement. „Anleger verzichten zunehmend auf den letzten Meter an Sicherheit, der besonders viel Renditepotenzial kostet. Unsere Analyse zeigt, dass sich mehr kontrolliertes Risiko für viele Investoren lohnt“, stellt Bossert fest. So hätten Investoren mit liberaleren Anlagerestriktionen bei vergleichbarem Risikobudget eine merklich höhere Performance erzielt als Investoren mit geringem Freiheitsgrad.
Quelle: Union Asset Management Holding AG