Im Gegensatz zu der weitverbreiteten Annahme sind Investmentfonds keine Quelle systemischer Risiken: Im Jahr 2015 machten Abflüsse in den schlechtesten drei Monaten nur zwei bis sechs Prozent der investierten Mittel aus. Das ist ein Ergebnis der von Oliver Wyman und Morgan Stanley veröffentlichten diesjährigen Ausgabe ihrer gemeinsamen Studie „Wholesale Banks & Asset Managers“.
Stresstests, neue Regeln zum Liquiditätsmanagement, der regulatorische Fokus auf ein vernünftiges Verhältnis zwischen Fondsgebühren und erbrachten Leistungen (value for money) sowie striktere Regulierungsvorgaben werden zusätzliche Anpassungen bei den Asset-Managern erfordern. Dies könnte die Kostenbasis um weitere drei Prozentpunkte erhöhen und erstmals die Frage nach der Kapitalisierung von Asset-Managern in den Vordergrund rücken.
Liquiditätsherausforderungen, die von negativen Zinssätzen noch verschärft werden, können sich für Index- und ETF-Anbieter sowie für Anbieter mit längerfristig orientierten Anlegern positiv auswirken. Die Studienautoren sind der Meinung, dass ETFs künftig vermehrt eingesetzt werden, um beim Liquiditäts-Management zu helfen. Zudem werden Anbieter mit langfristigen Zusagen von Investoren gegenüber Anbietern von Produkten mit täglicher Liquidität im Vorteil sein.
Investment Banken: weitere strategische Einschnitte sind zu erwarten
Vor allem im europäischen Raum werden viele Banken, nach Ansicht der Studienautoren, ihre Kapitalkosten in den nächsten zwei Jahren nicht erreichen. Preisanpassungen werden hierbei helfen, aber nicht ausreichend sein, da extrem niedrige Zinsen und sich verschiebende Liquiditätsdynamiken die Erträge belasten. Zudem werden Skalenvorteile Bedeutung gewinnen. Den Schätzungen von Oliver Syman und Morgan Stanley zufolge könnten sich rund fünf Prozent der Marktanteile verschieben, wenn Banken ihre Entscheidungen hinsichtlich Kunden und Regionen verschärfen.
Die große Chance liegt allerdings in der Umgestaltung des Operating Model. Die Studienautoren erwarten, eine Steigerung der Kapitalrendite um zwei bis drei Prozent infolge längerfristiger Investitionen in die Umgestaltung der Betriebsmodelle durch das strukturelle Entfernen von Kapital und Kosten. Dies trifft besonders auf die Bereiche festverzinslicher Wertpapiere und Währungen zu. Der gesamte Prozess könnte jedoch noch mehr als drei Jahre dauern. Die Gewinner dieser Entwicklung werden vermutlich die großen Anbieter sein, aber auch Nichenbanken und Nicht-Banken könnten profitieren, so die Studie.