Jose Poblete
Was Weihnachtsplätzchen und Geldpolitik verbindet, erklärte Bundesbankpräsident Joachim Nagel beim European Banking Congress in Frankfurt am Main. Dort warnte er davor, die aktuell straffe Geldpolitik im Euroraum zu früh zu lockern „Modellschätzungen der Bundesbank zeigen, dass die geldpolitische Straffung ihren stärksten Einfluss auf die Konjunktur voraussichtlich bereits 2023 entfalten wird. Für die Inflation wird dies erst 2024 der Fall sein“, sagte er. „Demnach ist ein Großteil des von der restriktiveren Geldpolitik ausgehenden inflationsdämpfenden Effekts noch nicht zum Tragen gekommen. Es ist jedoch notwendig, dass er zum Tragen kommt. Und dies wird nur geschehen, wenn wir ihn wirken lassen.“ Zu früh zu lockern wäre etwa so, als würde man den Ofen ausschalten, bevor die Weihnachtsplätzchen fertig seien. Bemerke man dann, dass die Plätzchen noch nicht durchgebacken sind, müsse man den Ofen wieder aufheizen und am Ende viel mehr Strom verbrauchen, so Nagel weiter. Die Leitzinsen müssten deshalb nun für eine ausreichend lange Zeit auf einem hohen Niveau verbleiben, um die Inflation nachhaltig zu senken. „Eine genaue Vorhersage darüber, wie lang dieser Zeitraum sein wird, ist nicht möglich. Aber es ist höchst unwahrscheinlich, dass er in absehbarer Zeit endet“, so Nagel.
Bei seiner Rede beschrieb der Bundesbankpräsident auch, wie sich die aktuell straffe Geldpolitik zunächst auf die Finanzmärkte, dann auf Wirtschaft und schlussendlich auf die Preise auswirkt. Expertinnen und Experten bezeichnen diesen Vorgang als geldpolitischen Transmissionsmechanismus.
Im Jahr 2022 war die Inflation im Euroraum so hoch wie noch nie seit Einführung der gemeinsamen Währung. Im Oktober 2022 lag sie, gemessen am Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI), im Euroraum bei 10,6 Prozent. Um der hohen Inflation Einhalt zu gebieten, hat der EZB-Rat die Leitzinsen zwischen Juli 2022 und September 2023 um insgesamt 450 Basispunkte angehoben. Seitdem sind die Inflationsraten signifikant gefallen. Im Oktober 2023 lag sie bei 2,9 Prozent.
Banken profitieren vom Verhalten ihrer Kunden
Banken hätten höhere Gewinne erzielt, weil die Zinsen im Kreditgeschäft schneller angepasst worden seien als im Einlagengeschäft, sagte Nagel. Sowohl die Zinsen auf Unternehmens- als auch auf Immobilienkredite seien signifikant gestiegen. Die Straffung der Geldpolitik habe sowohl zu einer geringeren Kreditnachfrage als auch zu einem geringeren Kreditangebot geführt. „Die Verlangsamung der Kreditvergabe steht jedoch im Einklang mit dem, was unsere Modelle auf der Grundlage der in der Vergangenheit beobachteten Muster nahegelegt haben“, sagte der Bundesbankpräsident. Nagel zufolge sind zudem die Zinsen auf Einlagen in täglich fällige Einlagen wie zum Beispiel Tagesgeld weniger stark gestiegen als auf Termineinlagen (z. B. Festgeld). Zwar hätten viele Bankkundinnen und -kunden daraufhin in Termineinlagen umgeschichtet; trotzdem gebe es weiterhin hohe Bestände an täglich fälligen Einlagen. Hier profitierten die Banken von der trägen Reaktion ihrer Kundinnen und Kunden.
Nagel wies zudem darauf hin, dass die zunehmende Verzinsung der Überschussreserven der Banken beim Eurosystem die geldpolitische Transmission erschweren könnte. Forscher der Bundesbank hätten herausgefunden, dass Banken mit hohen Reserven hinsichtlich ihres Kreditangebots weniger stark auf die Zinserhöhungen reagierten als Banken mit geringeren Reserven. „Anders ausgedrückt: Unter sonst gleichen Bedingungen kann die steigende Verzinsung der Reserveguthaben die geldpolitische Transmission beeinträchtigen“, „so Nagel. Eine Anhebung des Satzes für die neuerdings unverzinste Mindestreserve könne diesem Effekt entgegenwirken.
Insgesamt laufe die geldpolitische Transmission über die Finanzmärkte aber gut, sagte Nagel. Von einer zu starken geldpolitischen Straffung könne keine Rede sein.
Wirtschaftliche Dämpfung unvermeidlich
Des Weiteren ging Nagel auf die Folgen der straffen Geldpolitik für die Wirtschaft ein. Eine Dämpfung der wirtschaftlichen Nachfrage sei unvermeidlich, um über eine straffe Geldpolitik die Preise schlussendlich zu senken, sagte er. Ungewöhnlich stabile Arbeitsmärkte, günstige Verschuldungsraten von Firmen und Haushalten sowie eine starke Investitionstätigkeit stützten die Wirtschaft. Er sei deshalb zuversichtlich, dass eine harte Landung der Wirtschaft vermieden werde könne.
Was Weihnachtsplätzchen und Geldpolitik verbindet, erklärte Bundesbankpräsident Joachim Nagel beim European Banking Congress in Frankfurt am Main. Dort warnte er davor, die aktuell straffe Geldpolitik im Euroraum zu früh zu lockern „Modellschätzungen der Bundesbank zeigen, dass die geldpolitische Straffung ihren stärksten Einfluss auf die Konjunktur voraussichtlich bereits 2023 entfalten wird. Für die Inflation wird dies erst 2024 der Fall sein“, sagte er. „Demnach ist ein Großteil des von der restriktiveren Geldpolitik ausgehenden inflationsdämpfenden Effekts noch nicht zum Tragen gekommen. Es ist jedoch notwendig, dass er zum Tragen kommt. Und dies wird nur geschehen, wenn wir ihn wirken lassen.“
Zu früh zu lockern wäre etwa so, als würde man den Ofen ausschalten, bevor die Weihnachtsplätzchen fertig seien. Bemerke man dann, dass die Plätzchen noch nicht durchgebacken sind, müsse man den Ofen wieder aufheizen und am Ende viel mehr Strom verbrauchen, so Nagel weiter. Die Leitzinsen müssten deshalb nun für eine ausreichend lange Zeit auf einem hohen Niveau verbleiben, um die Inflation nachhaltig zu senken. „Eine genaue Vorhersage darüber, wie lang dieser Zeitraum sein wird, ist nicht möglich. Aber es ist höchst unwahrscheinlich, dass er in absehbarer Zeit endet“, so Nagel.
Bei seiner Rede beschrieb der Bundesbankpräsident auch, wie sich die aktuell straffe Geldpolitik zunächst auf die Finanzmärkte, dann auf Wirtschaft und schlussendlich auf die Preise auswirkt. Expertinnen und Experten bezeichnen diesen Vorgang als geldpolitischen Transmissionsmechanismus.
Im Jahr 2022 war die Inflation im Euroraum so hoch wie noch nie seit Einführung der gemeinsamen Währung. Im Oktober 2022 lag sie, gemessen am Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI), im Euroraum bei 10,6 Prozent. Um der hohen Inflation Einhalt zu gebieten, hat der EZB-Rat die Leitzinsen zwischen Juli 2022 und September 2023 um insgesamt 450 Basispunkte angehoben. Seitdem sind die Inflationsraten signifikant gefallen. Im Oktober 2023 lag sie bei 2,9 Prozent.
Banken profitieren vom Verhalten ihrer Kunden
Banken hätten höhere Gewinne erzielt, weil die Zinsen im Kreditgeschäft schneller angepasst worden seien als im Einlagengeschäft, sagte Nagel. Sowohl die Zinsen auf Unternehmens- als auch auf Immobilienkredite seien signifikant gestiegen. Die Straffung der Geldpolitik habe sowohl zu einer geringeren Kreditnachfrage als auch zu einem geringeren Kreditangebot geführt. „Die Verlangsamung der Kreditvergabe steht jedoch im Einklang mit dem, was unsere Modelle auf der Grundlage der in der Vergangenheit beobachteten Muster nahegelegt haben“, sagte der Bundesbankpräsident. Nagel zufolge sind zudem die Zinsen auf Einlagen in täglich fällige Einlagen wie zum Beispiel Tagesgeld weniger stark gestiegen als auf Termineinlagen (z. B. Festgeld). Zwar hätten viele Bankkundinnen und -kunden daraufhin in Termineinlagen umgeschichtet; trotzdem gebe es weiterhin hohe Bestände an täglich fälligen Einlagen. Hier profitierten die Banken von der trägen Reaktion ihrer Kundinnen und Kunden.
Nagel wies zudem darauf hin, dass die zunehmende Verzinsung der Überschussreserven der Banken beim Eurosystem die geldpolitische Transmission erschweren könnte. Forscher der Bundesbank hätten herausgefunden, dass Banken mit hohen Reserven hinsichtlich ihres Kreditangebots weniger stark auf die Zinserhöhungen reagierten als Banken mit geringeren Reserven. „Anders ausgedrückt: Unter sonst gleichen Bedingungen kann die steigende Verzinsung der Reserveguthaben die geldpolitische Transmission beeinträchtigen“, „so Nagel. Eine Anhebung des Satzes für die neuerdings unverzinste Mindestreserve könne diesem Effekt entgegenwirken.
Insgesamt laufe die geldpolitische Transmission über die Finanzmärkte aber gut, sagte Nagel. Von einer zu starken geldpolitischen Straffung könne keine Rede sein.
Wirtschaftliche Dämpfung unvermeidlich
Des Weiteren ging Nagel auf die Folgen der straffen Geldpolitik für die Wirtschaft ein. Eine Dämpfung der wirtschaftlichen Nachfrage sei unvermeidlich, um über eine straffe Geldpolitik die Preise schlussendlich zu senken, sagte er. Ungewöhnlich stabile Arbeitsmärkte, günstige Verschuldungsraten von Firmen und Haushalten sowie eine starke Investitionstätigkeit stützten die Wirtschaft. Er sei deshalb zuversichtlich, dass eine harte Landung der Wirtschaft vermieden werde könne.
Bild: Frank Rumpenhorst