Firmeninsolvenzen in Deutschland, Österreich und in der Schweiz rückläufig

14 Juli 2021
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In Deutschland ging die Zahl der Unternehmensinsolvenzen in den ersten drei Quartalen des Jahres 2020 trotz des pandemiebedingten Lockdowns um 13,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr zurück. In den ersten elf Monaten des vergangenen Jahres lag der Rückgang sogar bei knapp 16 Prozent gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum. Ein erheblicher Rückgang der Insolvenzen ist auch in Österreich festzustellen. Im April sowie im August und September hat sich die Zahl der Firmeninsolvenzen dort im Vorjahresvergleich sogar mehr als halbiert, auch in der Schweiz kam es in den ersten drei Quartalen 2020 zu einem Rückgang.

Das sind einige der Ergebnisse des Global Bankruptcy Reports 2020, der auf den Daten des weltweiten Netzwerkes von Dun & Bradstreet, dem führenden Anbieter von Unternehmensinformationen, basiert. Auf Grundlage dieser Daten veröffentlicht Dun & Bradstreet seit 2005 den Global Bankruptcy Report, der in diesem Jahr die Daten zu 36 verschiedenen Märkten enthält und damit die größte verfügbare Datengrundlage für die Beurteilung von Risiken und Chancen in einzelnen Märkten darstellt.

Staatliche Eingriffe als Hauptursache rückläufiger Unternehmensinsolvenzen

Ein weiteres Ergebnis des diesjährigen Berichts ist, dass im vergangenen Jahr nicht nur in der DACH-Region, sondern weltweit in fast allen Ländern trotz des extremen gleichzeitigen Nachfrage- und Angebotsschocks ein Rückgang der Firmeninsolvenzen festzustellen ist. Hauptgrund dieser Entwicklung ist, dass in vielen Ländern außergewöhnliche gesetzliche Schutzmaßnahmen eingeleitet worden sind, die zur Aussetzung der üblichen Insolvenzregelungen geführt haben.

So wurde in Deutschland die Insolvenzantragspflicht bei einer durch die Corona-Pandemie bedingten Überschuldung im vergangenen Jahr ausgesetzt. Bis zum 30. April dieses Jahres mussten Unternehmen damit der Anforderung, innerhalb von drei Wochen nach Nichterfüllung einer Verpflichtung einen Insolvenzantrag zu stellen, nicht mehr nachkommen. Ähnliche Maßnahmen wurden in der Schweiz und Österreich ergriffen. Hinzu kamen in vielen Ländern spezielle Kreditprogramme, Lohnsubventionen wie Überbrückungsgeld und andere staatliche Schutzmaßnahmen, die Unternehmensinsolvenzen und damit letztlich eine Massenarbeitslosigkeit verhindern sollten.

Stärke des Finanzsektors und Notenbanken sorgen für Entlastung

Es gibt eine Reihe weiterer Ursachen, die laut dem Global Bankruptcy Report zu den gesunkenen Insolvenzzahlen beigetragen haben. Diese waren unter anderem die Stärke des Finanzsektors zu Beginn und während der Pandemie sowie die schnelle Reaktion der Notenbanken, die mit ihrer Niedrigzinspolitik den Schuldendienst vieler Firmen auf ein Minimum drückten. Zudem waren es vor allem kleinere und mittelgroße Firmen, die von der Pandemie und deren Folgen betroffen waren, da sie oft keinen Zugang zum Kapitalmarkt, der maßgeblich durch die Notenbanken unterstützt worden war, haben.

Da die Kosten für eine Insolvenz laut historischen Daten aus den USA oftmals bei bis zu 30 Prozent des Wertes solcher Firmen liegen, wählen diese eher den Weg der Liquidation anstatt den der Insolvenz. Ferner haben Vermögenswerte von Unternehmen aus den von der Pandemie besonders stark betroffenen Sektoren zum Teil drastisch an Wert verloren. Auch dies führte dazu, dass der Prozess vor einem Konkursgericht unattraktiv wurde. Beide Faktoren trugen ebenfalls dazu bei, die Zahl der Firmeninsolvenzen zu drücken.

Zunehmende Zahlungsverzögerungen und Unternehmensinsolvenzen zu erwarten

Darüber hinaus bestätigt der Bericht die Tatsache, dass sich die Krise auf die einzelnen Sektoren stark unterschiedlich auswirkte. So waren weltweit Branchen wie der Tourismus, die Luftfahrt, die Hotellerie oder der Transport von den Folgen des pandemiebedingten Lockdowns besonders betroffen. Dieser Unterschied zwischen den Sektoren gilt auch für Deutschland. Dort waren es allerdings der Groß- und Einzelhandel sowie das Baugewerbe, die mit jeweils rund 16 Prozent der Gesamtzahl besonders durch Unternehmensinsolvenzen getroffen wurden, gefolgt von Dienstleistern aus der Beherbergung und Gastronomie. Dass die Insolvenzzahlen insgesamt so niedrig bleiben werden, ist jedoch nicht zu erwarten. Zwar gewähren neue Maßnahmen in Deutschland auch im laufenden Jahr notleidenden Unternehmen eine verlängerte sechswöchige Schonfrist vor der Insolvenzanmeldung, was ihnen einen größeren Spielraum zur Umstrukturierung ihrer Schulden gibt. Aufgrund des Schadens, der die Corona-Pandemie den Cashflows der Firmen aus bestimmten Sektoren zugefügt hat und der Aussicht auf eine zögerliche Überwindung des Covid-19-Schocks in Europa und der DACH-Region, wird aber davon ausgegangen, dass Zahlungsverzögerungen und Firmeninsolvenzen in 2021 ansteigen werden.

Allerdings besteht darin, so das Fazit des Global Bankruptcy Reports 2020, nicht das größte Risiko. Vielmehr wurden die üblichen Insolvenzprozesse durch die Politik außer Kraft gesetzt. Mit anderen Worten: Der übliche Mechanismus, der im Normalfall für eine sinnvolle Reallokation des Kapitals sorgt, findet nicht statt. Deshalb ist auch nicht davon auszugehen, dass Datenreihen über Insolvenzverfahren die Kredit- und Lieferkettenrisiken exakt widerspiegeln. Als Quelle für die Business Intelligence werden stattdessen Einblicke in die Unternehmensebene und deren Überwachung entscheidend

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