Geldwäsche und die damit verbundenen behördlichen Untersuchungen stellen für Unternehmen der Finanzbranche mehr denn je große Risikofaktoren dar. Viele versuchen deshalb, mit Maßnahmen der Risikominimierung gegenzusteuern und trennen sich – mitunter grundlos – von ansonsten profitablen Geschäftsfeldern oder beenden geschäftliche Beziehungen. Gleichzeitig fehlt es in zahlreichen Unternehmen an angemessenen Budgets für Anti-Geldwäsche-Programme und für Maßnahmen zur Einhaltung von Rechtsvorschriften. Defizite gibt es zudem bei der Schulung und Weiterbildung von Vorstands- und Geschäftsführungsmitgliedern. Das sind die Ergebnisse einer internationalen Umfrage, des Beratungsunternehmens AlixPartners.
Fast zwei Drittel (63 Prozent) der Befragten geben an, dass in ihren Unternehmen Maßnahmen zur Risikominimierung ergriffen wurden. Aus der Umfrage wird allerdings deutlich, dass dadurch stellenweise die Risiken sogar steigen können: Kunden suchen mitunter andere Wege, um auch weiterhin ihre Geschäfte abzuwickeln – und verschachteln dabei etwa verstärkt ihre geschäftlichen Beziehungen zu Korrespondenzbanken. Die daraus entstehenden Strukturen aber sind schwer durchschaubar, wirken verdächtig oder deuten auf gesetzwidrige Verstöße hin.
32 Prozent der Befragten erachten die Budgets für die Bekämpfung von Geldwäsche und für die Einhaltung entsprechender Vorschriften in ihren Unternehmen als „unzureichend“ oder „sehr unzureichend“.
Zudem lässt die Umfrage darauf schließen, dass ein umfassendes Verständnis von Geldwäsche-Risiken noch nicht überall in den oberen Führungsetagen der Finanzunternehmen angekommen ist: 20 Prozent der Befragten geben an, dass Vorstand und Management keine entsprechenden Schulungen oder regelmäßigen Trainings erhalten haben – und dies, obwohl erst kürzlich zahlreiche neue internationale Compliance-Standards festgelegt wurden.
„Bei der Bekämpfung der Geldwäsche ist es wie bei allen wichtigen Unternehmensthemen – der Erfolg hängt von der klaren Unterstützung durch das obere Management, die Geschäftsführung und den Vorstand ab“, sagt Sven Stumbauer, Managing Director im Bereich Financial Advisory Services bei AlixPartners. „Die Richtung und die Erwartungshaltung müssen von der Unternehmensspitze vorgegeben werden. Zur Unterstützung bedarf es zudem kontinuierlicher Weiterbildungsmaßnahmen und Schulungen. Nur dann kann es gelingen, eine Compliance-Kultur zu etablieren.“
Laut Studie setzen Unternehmen der Finanzwirtschaft immer mehr auf technologische Instrumente, um ihre Compliance-Bemühungen zu verstärken. Die Mehrheit der Befragten (54 Prozent) sagt, dass IT-Systeme zur Überwachung der Einhaltung von Geldwäscheregelungen mit die wichtigsten Investitionen in den nächsten zwölf bis 24 Monaten darstellen.
„Belastbare IT-Systeme in Verbindung mit der Eingabe relevanter Daten sind wesentlicher Bestandteil einer funktionierenden Anti-Geldwäsche-Compliance“, ergänzt Stumbauer. „Finanzunternehmen halten es nach wie vor für unabdingbar, über die richtigen Tools zu verfügen, um verdächtige Aktivitäten oder mögliche Verstöße zu erkennen und gemeldet zu bekommen. Nicht alle aber glauben, dass ihre derzeitigen Systeme auch ausreichend oder präzise genug eingestellt sind.“
Positiv ist festzuhalten, dass eine deutliche Mehrheit der befragten Unternehmen ihre Anti-Geldwäsche- und Compliance-Verpflichtungen ernst nimmt. So geben 92 Prozent der Befragten an, dass ihre Unternehmen ein formalisiertes Anti-Geldwäsche- und Compliance-Programm installiert haben. Bei 35 Prozent aber werden laut Umfrage keine unabhängigen jährlichen Überprüfungen oder Leistungsvergleiche ihrer Programme durchgeführt.
Quelle: AlixPartners
Finanzdienstleister sind auf die Risiken durch Geldwäsche schlecht vorbereitet
08 Januar 2018