Europäische Banken bauen ihre Schulden ab und erhöhen Eigenkapitalpuffer für Basel III

28 Juli 2015
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Europäische Banken stärken weiterhin ihre Bilanzen, um auf die Anforderungen von Basel III und der umfassenden Bankenprüfung „Comprehensive Assessment“ der Europäischen Zentralbank (EZB) vorbereitet zu sein. 2013 wurden Schulden in Höhe von sieben Prozent bezogen auf die Aktiva reduziert und 38 Milliarden Euro Eigenkapital aufgebaut. Damit konnte die Branche ihre Kernkapitalquote im Jahr 2013 auf 16 Prozent erhöhen. Roland Berger Strategy Consultants erwartet für 2014 einen weiteren Eigenkapitalanstieg von 60 Milliarden Euro.

Immer mehr Nichtbanken finanzieren europäische Unternehmen

Aufgrund strengerer Eigenkapitalvorschriften und der daraus resultierenden Zurückhaltung der Banken bei der Kreditvergabe, stieg der Marktanteil von Nichtbanken, wie etwa Versicherungs- oder Pensionskassen, bei Unternehmensfinanzierungen in den vergangenen fünf Jahren von 29 auf 38 Prozent. Das sind die Ergebnisse der neuen Studie von Roland Berger Strategy Consultants „The State of the European Banking Industry – 2014th edition“. Hierfür wurden die Ergebnisse von 100 europäischen Banken untersucht.

„Obwohl die europäischen Banken auf einem guten Weg sind, liegen sie mit durchschnittlichen Eigenkapitalrenditen (ROE) von vier Prozent noch weit hinter ihren US-amerikanischen Konkurrenten“, sagt Roland Berger-Partner Wolfgang Hach. Denn die zehn wichtigsten US-Banken erreichen bereits neun Prozent Eigenkapitalrendite, da sie ihre Bilanzstrukturen schneller optimiert haben als europäische Bankhäuser. „Mittelfristig müssen europäische Banken mindestens eine Eigenkapitalrendite von acht bis zehn Prozent erreichen, ergänzt Hach.

Nachhaltige Gewinne bei überschaubarem Risikoprofil erwirtschaften

Nachdem der europäische Bankensektor 2012 noch Ertragsrückgänge von 2,5 Prozent verzeichnete, blieben die Erträge 2013 stabil auf Vorjahresniveau – trotz der Bilanzverkürzungen. Der Vorsteuergewinn stieg, vor allem dank des inländischen Privatkundengeschäfts, wieder auf 60 Milliarden Euro und lag damit auf dem Niveau von 2011. Zudem haben die meisten europäischen Banken schon sehr viele Maßnahmen umgesetzt, um den Anforderungen von Basel III und dem „Comprehensive Assessment“ zu genügen. „Es gilt nun innerhalb eines kalkulierbaren Risikoprofils nachhaltig stabile Gewinne zu erzielen“, erklärt Roland Berger-Partner Wolfgang Hach. Hierfür werden die CEOs der Banken mit folgenden Entwicklungen konfrontiert, die sie in ihren Maßnahmen berücksichtigen sollten:

Abschluss der Bilanzanpassungen vorantreiben

Das „Comprehensive Assessment“ der EZB ist ein bedeutender Meilenstein für den Bankensektor. Diese umfassende Bankenprüfung wird zeigen, wie es um die Kapitalisierung der europäischen Bankenindustrie steht. Banken, die den Schwellenwert von acht Prozent Kernkapitalquote nicht erreichen, müssen die Restrukturierung ihrer Bilanzen schneller vorantreiben. Für die EZB besteht die zentrale Herausforderung darin, eine Balance zwischen dem Finanzierungsbedarf europäischer Unternehmen und einem robusten Bankensystem zu finden.

Entkopplung von staatlichem Risiko und Bankenrisiko

Die jüngste Belastung der Bankbilanzen durch Staatsschulden könnte in einigen Regionen noch zu Spannungen führen, dürfte aber den Bankensektor insgesamt nicht destabilisieren. Allerdings nimmt die Bereitschaft zur Refinanzierung durch die EZB weiter ab und einige Regierungen planen den Verkauf von Bankaktien. Die Entkopplung von staatlichem Risiko und Bankenrisiko wird daher weiter voranschreiten.

Wirksamkeit von Kostensenkungen und Effizienz erhöhen

Viele Banken haben in den vergangenen Jahren stark an der Kostenschraube gedreht, allerdings spiegeln sich die Kosteneinsparungen nicht in ihren Erfolgsrechnungen wider. So wie in vielen anderen Branchen geht es nunmehr darum, die Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen – etwa durch einfachere Prozesse, Modularisierung, Ausgliederungen und Kooperationen.

Mut zu „First Mover“-Innovationen

Innovationen werden künftig ein wichtiger Wachstumstreiber der Bankenindustrie sein. Es werden die Banken überdurchschnittlich erfolgreich sein, die als First Mover agieren und Innovationen zum integralen Bestandteil ihres Geschäftsmodells machen.

Engagement in Schwellenländern wieder erhöhen

Viele internationale Banken haben ihr Engagement in den Schwellenländern in den vergangenen Jahren stark verringert. Auf der Suche nach neuen Wachstumschancen sollten Banken wieder über die Möglichkeiten von Allianzen und Partnerschaften in Schwellenländern nachdenken. „Die derzeit noch unterentwickelten Kapitalmärkte werden in den kommenden Jahren großes Wachstumspotenzial bieten“, sagt Roland Berger-Partner Wolfgang Hach.

Quelle: Roland Berger Strategy Consultants
Die Studie können Sie bestellen unter: www.rolandberger.de/pressemitteilungen

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