Deutsche Bank und Commerzbank sollen fusionieren

21 März 2019
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Finanzminister Olaf Scholz befürwortet eine Fusion zwischen Deutsche Bank und Commerzbank. Die Fusionsgespräche haben begonnen. Es gibt viel Kritik, auch aus der Politik, zum Beispiel vom stellvertretenden Vorsitzender und finanzpolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE, Fabio De Masi. Er äussert sich zur gemeinsamen Aufsichtsratssitzung von Commerzbank und Deutsche Bank am 21. März. Zitat: Fabio De Masi: „Niemand will die Zwangsehe von Deutscher Bank und Commerzbank außer dem staatlichen Escort-Service von Olaf Scholz und Jörg Kukies. Eine Fusion von zwei kranken Truthähnen zeugt keinen Adler. Die Fusion stiftet keinen realwirtschaftlichen Nutzen und erhöht nur die implizite Staatsgarantie für die neue Mega-Bad-Bank. Die Deutsche Bank könnte durch den krummen Deal Bilanzgewinne machen, würde die Commerzbank unter ihrem Buchwert gekauft. Das ist nicht im Interesse der Steuerzahler, da der Bund immer noch an der Commerzbank beteiligt ist. Die Bundesregierung sollte das unwürdige Schauspiel beenden, wonach sie mit der Fusion nichts zu schaffen habe, obwohl selbst die Bankvorstände einräumen, sie seien gedrängt worden. Die Mandatserteilung der Commerzbank an Goldman Sachs, die einstigen Geschäftspartner von Staatssekretär Kukies, zur Begleitung der Fusion ist ein Interessenkonflikt. Im Finanzministerium scheint man ,Regierungsgeschäfte‘ zu wörtlich zu nehmen.“

Die Süddeutsche Zeitung berichtete am 19.März 2019 über die Fusionsgespräche zwischen Deutsche Bank und Commerzbank: Aus Größenwahn treiben Hasardeure den Zusammenschluss von Deutscher Bank und Commerzbank voran. Zahlen wird am Ende wieder der Steuerzahler. Wann greift endlich jemand ein?

Kommentar von Marc Beise

Die große Koalition in Berlin muss sich ein Jahr nach dem Start einiges vorwerfen lassen: Zerstrittenheit, Lustlosigkeit, Ideenarmut. Aber der größte Murks kommt womöglich überhaupt erst noch: der von der Politik gegen jede Vernunft betriebene Zusammenschluss der beiden großen Geldhäuser des Landes, der Deutschen Bank und der Commerzbank. Die Akteure geben sich kaum noch Mühe, ihre Absichten zu verschleiern. Klar heißt es, man prüfe doch erst und könne jederzeit zurück. Doch der Prozess schreitet voran, und unaufhaltsam nähert sich der „Point of no return“, der Moment, wo es eben kein Zurück mehr gibt ohne dramatischen Schaden. Dann werden die Finanzmärkte hart und gnadenlos reagieren, die Kurse in den Keller prügeln, die Aktionäre und Kunden vertreiben und beide Banken zu Notfällen machen. Am Ende wird wieder der Staat eingreifen müssen, und im allerschlimmsten Fall sogar der Steuerzahler – um zu retten, was noch zu retten ist. Die Architekten des Ganzen aber werden hoch dotiert abgefunden werden, die Politiker sich neuen Aufgaben zuwenden – so geht das traurige Spiel.

Es wäre nicht nur gegen alle Versprechen nach der Finanzkrise, sich nie wieder abhängig zu machen von Bankern, es wäre vor allem selbst verschuldet: Niemand, wirklich niemand hat diese Handvoll Männer in Regierung und Finanzszene auf diesen Weg gezwungen, wenn nicht sie selbst in Gestaltungswahn, Großmannssucht und Selbstüberschätzung.

Bei der Commerzbank gibt es noch Mitarbeiter, die einst bei der Dresdner Bank begonnen haben. Sie berichten von einer funktionierenden Bank mit großer Tradition, kein Spitzenspieler im weltweiten Milliarden-Monopoly, aber ein mittelgroßes Haus mit stolzer Marke. Heute ist das „grüne Band der Sympathie“ verschwunden, zugrundegerichtet von Strategen der Allianz, die die Kernkompetenz des Versicherers und Vermögensverwalters überdehnt hatten und etwas ganz Großes schaffen wollten; am Ende konnten sie froh sein, die zerrüttete Dresdner der Commerzbank aufs Auge drücken zu können. Nun soll auch diese Commerzbank geopfert werden, diesmal zum Wohle der Deutschen Bank, die alles verdient hat, aber ganz sicher nicht das Opfer anderen.

Die Deutsche Bank hat so viele Probleme, ist zerrissen zwischen Frankfurt und London, zwischen klassischem Privat- und Firmenkundengeschäft, hochverunsichert und fast bewegungsunfähig. Die Idee, dieses Unternehmen ausgerechnet dadurch stabilisieren zu können, dass man ihr die Commerzbank zum Fraß vorwirft, kann nur in fensterlosen „war rooms“ weltfremder Strategen entstanden sein.

Der Champion würde wahrscheinlich beim ersten Sturm in sich zusammenbrechen

Es gibt Dutzende von Argumenten gegen die Fusion der beiden kränkelnden Banken: dass das Ganze hochkomplex ist, dass beide Kulturen nicht zusammenpassen, dass die Risiken sich potenzieren, dass die Kosten mögliche Erträge auffressen werden, kurz dass „die Story“ nicht stimmt. Und nur ein Argument dafür: In Deutschland würde ein Champion entstehen, der auf dem Papier imposant daher käme – aber mit einiger Wahrscheinlichkeit beim ersten Sturm in sich zusammenbrechen würde. Denn dieser Champion wäre so schwach wie seine Vorgänger, ja schwächer, was sonst.

Nein, es darf nicht heißen: nur zu. Jemand muss den Hasardeuren in Berlin und Frankfurt jetzt in den Arm fallen. Das kann Merkel sein, das können auch Vorstände bei beiden Banken sein, die doch ahnen, was hier schiefläuft. Wer aber hat jetzt den Mut, aufzustehen und „Nein“ zu sagen?Wirtschafts- und Finanzpolitik Union wirft Scholz beim Haushalt Wahlkampftaktik vor

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