Deutsche Bank – erneut Milliardenverluste

03 November 2019

„Die Transformation ist in vollem Gang „: 2022 ist noch weit weg, erst dann wohl wird Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing die Früchte einer harten Sanierung voll ernten können. Der Konzernumbau hat die Deutsche Bank im vergangenen Quartal tief in die Verlustzone gerissen. Auch im Kerngeschäft lief es nicht rund, die Erträge in wichtigen Sparten gingen zurück. Nach Steuern erzielte Deutschlands größtes Geldhaus im Sommerquartal einen Verlust von 832 Millionen Euro. Unter dem Strich, nach Abzug von Zinszahlungen auf Nachranganleihen, fiel ein Minus von 942 Millionen Euro an. Wegen der Einstellung des Aktienhandels musste die Deutsche Bank auch einen überraschend deutlichen Rückgang ihrer Erträge hinnehmen. Mit knapp 5,3 Milliarden Euro fielen sie 15 Prozent niedriger aus als ein Jahr zuvor und verfehlten zudem die Erwartungen von Branchenexperten.

Vorstandschef Christian Sewing zeigte sich am Mittwoch dennoch zuversichtlich. „Trotz der Unruhe, die in Zeiten einer solch radikalen Transformation normal ist, und trotz eines noch niedrigen Zinsniveaus haben wir in unserer Kernbank profitabel gearbeitet“, schrieb er in einem Brief an die knapp 90.000 Mitarbeiter des Unternehmens.

Anleger suchten trotzdem das Weite – die Aktien sackten um fast 7 Prozent ab und waren mit Abstand größter Verlierer im Dax. Damit steuern Aktien auf ihren schwärzesten Börsentag seit zweieinhalb Monaten zu. Seit Sewings Amtsantritt im Frühjahr 2018 verloren die Titel mehr als 40 Prozent. „Wieder einmal überwiegend enttäuschende Zahlen der Deutschen Bank“, urteile ein Händler. Die Analysten von JPMorgan kritisierten, vor allem das Privatkundengeschäft – die größte Sparte der Bank – sei mit niedrigeren Einnahmen und höheren Kosten hinter den Erwartungen zurückgeblieben.

Sewing führte die Verluste vor allem auf die Kosten für den Umbau zurück, die er bei der Verkündung der neuen Strategie Anfang Juli bis 2022 auf mehr als sieben Milliarden Euro bezifferte hatte. In ihren Kerngeschäftsfeldern erzielte die Deutsche Bank einen Überschuss von 353 Millionen Euro. Allerdings lagen die Gewinne in allen Sparten unter dem Niveau des Vorjahreszeitraums.

Nur in der Unternehmerbank, die das Firmenkundengeschäft sowie die Zahlungsverkehrsdienste beinhaltet, legten die Erträge zu.

Auch die Vermögensverwaltungstochter DWS spürte Gegenwind. Bei dem an der Börse notierten Unternehmen sanken die Einnahmen und es verdiente weniger als von Analysten erwartet. Anders sah es dagegen bei der Schweizer Rivalin Credit Suisse aus. Sie verdoppelte ihren Konzerngewinn im Quartal auf 881 Millionen Euro, auch weil sie von höheren Erträgen in der Vermögensverwaltung profitierte.

Zu schaffen machten der Deutschen Bank im dritten Quartal auch Rückgänge im Handel mit festverzinslichen Wertpapieren, ihrem einstigen Aushängeschild. US-Rivalen wie JPMorgan hatten hier deutlich bessere Ergebnisse erzielt. „Wir hoffen, dass wir die Erträge in dem Bereich bald stabilisieren können“, sagte Finanzchef James von Moltke.

Im Geschäft mit der Beratung bei Fusionen und Übernahmen sowie Börsengängen und Emissionen von Anleihen sei das Institut dagegen vorangekommen.

2020 sollen schwarze Zahlen geschrieben werden

Trotz des Umbaus strebt die Deutsche Bank 2020 schwarze Zahlen an. „Wir erwarten für das kommende Jahr nach wie vor ein ausgeglichenes Ergebnis oder sogar etwas darüber“, kündigte von Moltke an. Über die bekannten Planungen hinausgehende Einschnitte schloss er kategorisch aus. Die Bank komme beim Verkauf ihrer nicht mehr zum Kerngeschäft gehörenden Vermögenswerte sowie dem in Aussicht gestellten Abbau von weltweit 18.000 Jobs voran. Von Juli bis September strich die Bank 1500 Arbeitsplätze und beschäftigte weltweit erstmals weniger als 90.000 Menschen.

Sewing verordnete seiner Bank im Sommer einen umfangreichen Umbau, um das seit Jahren strauchelnde Haus auf stabilere Beine zu stellen. Aus dem Aktienhandel zieht sich die Bank zurück, der Anleihehandel wird verkleinert. Außerdem lagern rund ein Fünftel der Bilanzrisiken in einer Art internen „Bad Bank“. Die darin enthaltenen Papiere sollen über die Jahre abgebaut werden, um dringend benötigtes Eigenkapital freizuschaufeln.

Quelle: rei, mg/dpa-afx/Reuters



Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *