Die Bundesregierung hat eine Initiative zur Finanziellen Bildung ins Leben gerufen. Warum das Thema Finanzkompetenz so wichtig ist und was hinter der Initiative steckt, erläutert Christian Bock, Verbraucherschutzbeauftragter der BaFin.
BaFin Journal: Herr Bock, warum ist finanzielle Bildung aus Sicht der Finanzaufsicht BaFin so wichtig?
Christian Bock: In einer immer komplexer werdenden Welt ist Finanzkompetenz eine Schlüsselqualifikation: Fast jede Transaktion im Internet setzt Finanzwissen voraus, beispielsweise über die unterschiedlichen Zahlungsweisen. Hinzu kommen hoch riskante Anlageprodukte wie Kryptowerte. Immer mehr Anlegerinnen und Anleger wünschen sich zudem, nachhaltig zu investieren. Damit steigt auch die Gefahr von Greenwashing. Wir wollen Verbraucherinnen und Verbraucher in die Lage versetzen, finanzielle Entscheidungen auf einer soliden Informationsbasis zu treffen. Indem wir ihre Kompetenz stärken, können sie von der Transparenz profitieren, die der Gesetzgeber durch seine Vorschriften schafft. Wir überwachen, dass die Anbieter diese Vorschriften einhalten und Verbraucher nicht getäuscht werden.
Krieg, Inflation und die Angst vor einer Bankenkrise: Das aktuelle Umfeld verunsichert Verbraucher sehr. Wie geht die BaFin damit um?
Finanzielle Bildung trägt dazu bei, dass Verbraucher Risiken besser einschätzen können und ihr Vertrauen in die Finanzmärkte steigt. Wir wollen ihr Finanzwissen am Point of Sale stärken und sie über Finanzprodukte aufklären. Dazu zählen Kredite, Versicherungen und Anlageprodukte. Wir bieten dazu zahlreiche Beiträge auf unserer Website an, darunter den Verbraucherschutzpodcast, Videos, zum Beispiel zur Immobilienfinanzierung, oder Artikel und Broschüren, die wir teilweise auch in Leichter Sprache veröffentlichen. Wir weiten unser Angebot kontinuierlich aus und gehen dabei auch auf aktuelle Entwicklungen ein. Wie zuletzt zum Teilverkauf von Immobilien, ein relativ neues Produkt, mit dem sich Anbieter gerade verstärkt an Verbraucher wenden, vor allem an ältere Eigenheimbesitzer. Hier unterstützen wir unter anderem mit Checklisten und Beispielrechnungen. Generell ist die Nachfrage nach guter Information zu Finanzthemen sehr groß – das zeigte sich am Stand der BaFin bei der Bildungsmesse didacta Anfang März nochmal sehr deutlich.
Obwohl es schon viele Angebote zur finanziellen Bildung gibt, startet die Bundesregierung nun eine zusätzliche Initiative. Wo sehen Sie den Mehrwert?
Ja, es gibt viele unterschiedliche Angebote von zahlreichen Akteuren. Was fehlt, ist eine gemeinsame Strategie, bei der alle Beteiligten wissen, wohin der Weg führt und wer welche Aufgaben übernimmt und Inhalte übermittelt. Wir müssen gemeinsam an einem Strang ziehen. Das soll nun geschehen. Es wird eine zentrale Plattform aufgebaut werden, auf der Finanzbildungsangebote qualitätsgesichert gebündelt werden sollen. Zudem wird eine nationale Finanzbildungsstrategie in einem breiten Beteiligungsprozess erarbeitet, mittels derer Bedarfe identifiziert und entsprechende Empfehlungen abgeleitet werden sollen. Nicht zuletzt soll die Forschung in finanzielle Bildung gestärkt werden. Wichtig ist mir auch: Finanzielle Bildung ist vor allem Aufgabe von unabhängigen und neutralen Institutionen. Interessenverbände sollten hier nicht die Federführung übernehmen.
Quelle: Bafin Journal