„Es besteht kein Zweifel daran, dass China ein Schuldenproblem hat“, sagt Teresa Kong, Portfoliomanagerin des Asien-Spezialisten Matthews Asia. Nach jüngeren Schätzungen ist Chinas Schuldenstand allein im Januar um rund 519 Milliarden US-Dollar gestiegen. Es stellen sich allerdings die Fragen, wie sich diese Schulden verteilt und ob die Zentralregierung in der Lage ist, viele schlechte Kredite in ihre Bilanz aufzunehmen.
Ein Großteil der Schulden in China entfällt auf den Staat, erklärt Teresa Kong, Portfoliomanagerin des Asien-Spezialisten Matthews Asia: Dieser gebe einer Bank in seinem Besitz vor, einem anderen Staatsunternehmen oder -bereich Geld zu bestimmten Konditionen zu leihen. Somit agiere der Staat gleichermaßen als Kreditgeber und -nehmer. Der Staat besitze aus ihrer Sicht aber auch die notwendige Stärke, um eine große Anzahl von schlechten Krediten zu verkraften.
Von großer Bedeutung sei in jüngerer Zeit aber auch der massive Kapitalabfluss gewesen ─ so wurden aus der chinesischen Zentralbank gegen Ende vergangenen Jahres fast eine Billion US-Dollar abgezogen. Der Kapitalschwund sei vor allem auf Investoren zurückzuführen, die bessere Wechselkurse und Zinsen für ihr Geld außerhalb Chinas entdeckt hätten. Viele private Anleger hätten eine, seit Jahresbeginn erlaubte Regelung genutzt, wonach sie Renminbi im Gegenwert von bis zu 50.000 US-Dollar in US-Dollar umtauschen dürfen. „Was tatsächlich darüber entscheiden wird, ob es weitere Abflüsse geben wird, hat mehr mit dem Wechselkurs und dem Zinsunterschied zwischen den USA und China zu tun“, so Kong. Zudem seien die chinesischen Märkte für Anleihen und Firmenkredite mit in die gesamte Kreditbetrachtung einzubeziehen.
Robert Horrocks, Chief Investment Officer von Matthews Asia, wirft einen Blick zurück auf die wirtschaftliche Entwicklung in Asien im vergangenen Quartal und gibt eine Prognose für die kommenden Monate ab. In Gesprächen mit Investoren in aller Welt hat Horrocks den Eindruck gewonnen, dass diese – trotz Bedenken über die künftige US-Geldmarktpolitik und womöglich steigende Zinsen – für Anlagen in Asien offen seien.
Dies gelte zum einen für chinesische Aktien, welche niedrigere Bewertungen als Titel aus der übrigen Region aufwiesen. Es sei jedoch Vorsicht bei Aktien aus der alten Schwerindustrie sowie von Banken und Versicherungen geboten. Zweitens nennt Horrocks asiatische Unternehmensanleihen, die zum Teil mit beträchtlichen Aufschlägen gegenüber Staatsanleihen gehandelt würden. In Bezug auf die Bewertungen würden asiatische Aktien mit Abschlägen gegenüber Titeln aus den USA und Europa gehandelt. „Ich bleibe optimistisch, dass Asien damit fortfahren wird, sich zu reformieren ─ auch in den großen Volkswirtschaften China, Indien und Japan ─ und vor allem im Konsumgüterbereich wachsen wird.“