Der EU-Kommissar für Krisenmanagement, Janez Lenarčič, ist heute in Armenien, um die EU-Hilfe für das Land vor dem Hintergrund der massenhaften Abwanderung von Menschen aus der Region Bergkarabach zu koordinieren. Vorausgegangen war ein Treffen von Präsidentin von der Leyen mit Premierminister Nikol Paschinjan gestern in Granada, bei dem eine Reihe von EU-Unterstützungsmaßnahmen vorgestellt wurden. Der Besuch steht im Zusammenhang mit der Ankunft eines Flugzeugs mit EU-Hilfsgütern in Jerewan. Der Hilfsflug ist Teil der Europäischen Kapazität für humanitäre Hilfe, die aktiviert wurde, um die humanitären Organisationen vor Ort zu unterstützen.
Die EU hat ihre humanitären Lagerbestände mobilisiert, um Hygieneartikel, Küchensätze, Decken, Solar-LEDs und Solartaschenlampen an die humanitären Partner der EU zu liefern, die diese Güter dann rasch an die Bedürftigen verteilen sollen. Der Hilfsflug trägt daher dazu bei, Menschen in Not mit dem Nötigsten für Unterkunft und Verpflegung zu unterstützen.
Darüber hinaus wird der Kommissar die aktuelle Unterstützung im Rahmen des EU-Katastrophenschutzverfahrens erläutern, das am 29. September auf Ersuchen Armeniens aktiviert worden war. Bislang haben Österreich, Deutschland, Litauen, Norwegen, Polen, Rumänien und Schweden dringend benötigte Unterkünfte sowie Nahrungsmittel und medizinische Hilfsgüter bereitgestellt. Belgien, Bulgarien, Frankreich, Luxemburg, Spanien und Schweden haben medizinische Unterstützung angeboten, um den zahlreichen Verbrennungsopfern der Explosion des Treibstoffdepots in Stepanakert zu helfen. Das erste Flugzeug im Rahmen der medizinischen Evakuierung brachte gestern vier Patienten zur Behandlung in Frankreich nach Paris.
Ein Team von EU-Experten für humanitäre Hilfe wurde nach Armenien entsandt, wo es sich nun mit den humanitären Partnern abstimmen wird, um die Bedarfsentwicklung zu bewerten und eine rasche Reaktion auf die Krise zu gewährleisten. Das Zentrum für die Koordination von Notfallmaßnahmen der EU arbeitet rund um die Uhr, um die Spenden für Armenien im Rahmen des EU-Katastrophenschutzverfahrens zu koordinieren.
Bei seinem Besuch wird Kommissar Lenarčič mit dem armenischen Premierminister Nikol Paschinjan, dem stellvertretenden Premierminister Tigran Khachatryan, Außenminister Ararat Mirzoyan sowie mit in Armenien tätigen humanitären Partnern der EU zusammentreffen. Kommissar Lenarčič wird auch die Unterkünfte der Vertriebenen aus Bergkarabach besuchen.
Hintergrund
In den vergangenen Wochen hat die EU bereits mehr als 10 Mio. EUR an humanitärer Hilfe als Reaktion auf die Krise bereitgestellt. Priorität ist die Bereitstellung von Bargeld, Unterkünften, Ernährungssicherheit und Existenzgrundlagen sowie von Leistungen im Bereich der psychischen Gesundheit und der psychologischen Unterstützung für Flüchtlinge aus Bergkarabach.
Seit dem Ausbruch des Bergkarabach-Konflikts im Jahr 2020 hat die Europäische Kommission 31,2 Mio. EUR an humanitärer Hilfe für die betroffene Bevölkerung bereitgestellt. Die humanitäre Hilfe der EU umfasst Nahrungsmittel, Hygiene- und Haushaltsartikel, Mehrzweck-Bargeldhilfe, Unterkünfte, Bildung in Notsituationen, Gesundheitsversorgung und psychosoziale Unterstützung, medizinische Ausrüstung und andere dringende Hilfsleistungen.
Die humanitäre Hilfe der EU wird im Einklang mit den humanitären Grundsätzen der Menschlichkeit, Neutralität, Unparteilichkeit und Unabhängigkeit geleistet.
Janez Lenarčič‚ Kommissar für Krisenmanagement : „Inzwischen ist fast die gesamte armenische Bevölkerung Bergkarabachs nach Armenien geflohen. Daher mobilisieren wir unsere humanitären Lagerbestände, um den Vertriebenen dringend benötigte Unterkunftsausrüstung bereitzustellen. Ein Flug mit humanitären Hilfsgütern aus der EU landet heute in Jerewan. Ich möchte auch den EU-Ländern danken, die Armenien im Rahmen des EU-Katastrophenschutzverfahrens Sachleistungen bereitgestellt haben. Wir stehen solidarisch an der Seite derer, die ihre Heimat und ihr bisheriges Leben zurücklassen mussten.“