Margaretha Hamm
Das Prinzip „Risikovermeidung um jeden Preis“ sollte nicht zur Leitlinie der Kapitalanlage werden. Denn wir befinden uns in einem Kapitalmarktumfeld niedriger realer Renditen. Um in diesem Umfeld auskömmliche Erträge erzielen zu können, sollten Anleger auf eine Kombination mehrerer Asset-Klassen setzen, so die Experten von Allianz Global Investors. „Die vergangede Jahren verdeutlicht: Weder mit Aktien noch mit Anleihen lässt sich ruhig schlafen“, zu diesem Ergebnis kommen die Anlage-Experten von Allianz Global Investors (AGI) Europe in ihrer Analyse „Risiko. Management. Ertrag. Smart Risk mit Multi-Asset-Lösungen“.
Die Unsicherheit und die Volatilität an den Kapitalmärkten im Zuge des Schuldenabbaus in den Industriestaaten werde weiterhin hoch bleiben. Gleichzeitig liege aber das größte Risiko der Anleger darin, kein Risiko einzugehen. Denn die Inflation frisst zumeist die spärlichen Zinsen bei sicheren Anlagen auf. Für den Kaufkraft- beziehungsweise den Vermögenserhalt komme es daher darauf an, Risiken ausgewogen und mit Augenmaß einzugehen.
„Für Anleger mit einem langfristigen Anlagehorizont sollte der richtige Einstiegszeitpunkt derzeit eine untergeordnete Rolle spielen“, erklären die AGI-Experten. Entscheidender erscheine am derzeitigen volatilen Kapitalmarkt und im Niedrigzinsumfeld eine ausgewogene Struktur im Portfolio. „Es geht um Smart Risk, das bedeutet einerseits aktiv Chancen und andererseits das Wechselspiel der Kräfte zu nutzen, um Risiken bei der Kapitalanlage zu reduzieren.“
Diversifikation über verschiedene Asset-Klassen
Eine breite Diversifikation nicht nur über Einzeltitel, sondern auch über verschiedene Vermögensklassen sollte hier der erste Schritt sein. „Allerdings schützt Diversifikation, nicht vor Verlusten“, betonen die Analysten. „Aber Diversifikation hilft, Klumpenrisiken im Depot zu vermeiden.“ Um die Marktrisikoprämien verschiedenster Vermögensklassen abzuschöpfen, sollten die Anleger ihr Geld daher auf mehrere Körbe verteilen. Denn im Zeitablauf entwickeln sich die Anlageklassen zum Teil sehr unterschiedlich.
Gerade Vermögensklassen, die eine Absicherung gegen Inflation bieten, sollten sich nach Einschätzung der Experten gut entwickeln. „Reale Werte, wie Rohstoffe und Immobilien bieten sich an, aber auch Aktien gehören dazu und sind besonders liquide.“ Gerade Letztere sollten allerdings regional breit gestreut sein, um an den globalen Wachstumschancen teilhaben zu können. Zudem erscheinen alternative Anlageklassen wie Währungen oder Hedge Fonds interessant.
„Bei klassischen Staatsanleihen bedarf es hingegen viel Fantasie, um in Anbetracht der bereits historisch niedrigen Zinsen langfristig noch großes Renditepotenzial zu erkennen“, warnen die AGI-Analysen. Interessanter erscheinen ihnen da eher Unternehmensanleihen – sei es im Investment-Grade- oder im High-Yield-Segment – und Schwellenländeranleihen, die noch vergleichsweise attraktive positive Realrenditen aufweisen.
Wie sinnvoll eine ausgewogene Mischung über verschiedenste Vermögensklassen und Regionen ist, zeigt die Vergangenheit. Angenommen ein Investor hätte sein Portfolio am 1. Januar 1998 breit gestreut und sein Vermögen wie folgt aufgeteilt:
* 30 Prozent Staatsanleihen der Industrieländer, davon die eine Hälfte in europäische Staaten und die andere in den USA,
* zehn Prozent Staatsanleihen der Schwellenländer,
* zehn Prozent Unternehmensanleihen mit Investment Grade, davon jeweils die Hälfte in Europa und in den USA,
* fünf Prozent globale Hochzinsanleihen,
* 30 Prozent Aktien, davon jeweils ein Drittel in Europa, in Nordamerika und in Asien,
* zehn Prozent Rohstoffe und
* fünf Prozent Hedge Fonds,
dann hätte der Investor mit einer Rendite von 134 Prozent bis Ende August 2013 sein Vermögen mehr als verdoppelt. Und das trotz der zahlreichen auf die Kapitalmärkte einprasselnden Krisen, wie Asienkrise, Dot-Com-Blase, Finanz- und Euro-Schuldenkrise.
Dynamische Anpassung der Allokation
In solchen Krisenzeiten müssen allerdings häufig alle Asset-Klassen Verluste verzeichnen. Einen Ausweg aus dieser Situation bieten dynamische Risikosteuerungsansätze, die Verluste begrenzen beziehungsweise das Risikokapital sichern sollen, ohne dabei das Aufwärtspotenzial übermäßig zu beschneiden. Diese Ansäzte für das Risikomanagement generieren das gewünschte Zielprofil durch regelgebundene Anpassungen der Allokation – zum Beispiel der Aktienquoten – über die Zeit. In der Regel erfolgt die Anpassung der Allokation über entsprechend liquide und dadurch kosteneffiziente Derivate.
Multi-Asset-Strategien mit einem klar definierten Risikomanagement haben, so Allianz Global Investors, aber auch noch eine psychologische Komponente. „Anleger handeln häufig emotional und weniger rational, so die Erkenntnis der Verhaltensökonomie“, erklären die Autoren der Analyse. „Beispielsweise haben sie häufig schlichtweg nicht alle notwendigen Informationen um Anlagealternativen oder sich widersprechende Fakten zu überschauen.“ Hinzu komme die oft zu beobachtende Präferenz für Wertpapiere von Unternehmen aus dem eigenen Land. Die Folge: mangelnde Diversifikation und Ausblendung besserer Alternativen.