Mit Senior Loans erfolgreich diversifizieren

10 Oktober 2014
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Suzanne Hellmann

Das Anlagesegment Senior Loans steigt zunehmend in der Gunst institutioneller Investoren. Vor allem bei denjenigen, die ihre Portfolios stärker diversifizieren möchten, nimmt das Interesse zu. Senior Loans sind Darlehen, die von Banken oder anderen Finanzgesellschaften für Großunternehmen im Non-Investment-Grade-Bereich strukturiert werden. Sie dienen der Finanzierung von Übernahmen und des Geschäftsausbaus, der Refinanzierung bestehender Darlehen und anderen allgemeinen geschäftlichen Zwecken. Die Darlehen sind „Senior“, weil es sich bei ihnen um die hochrangigsten Schuldtitel innerhalb der Kapitalstruktur eines Unternehmens handelt und sie im Konkursfall daher als Erste bedient werden. Da Senior Loans keine börsengehandelten Instrumente sind, sind sie nicht jedem zugänglich. Sie werden vielmehr direkt zwischen Banken und institutionellen Investoren an einem privaten Sekundärmarkt gehandelt.

Der Senior-Loan-Markt, wie er sich uns heute darstellt, ist die Summe der Entwicklungen im Bereich Unternehmenskredite in den letzten 20 Jahren. Zuvor wurden Kredite an Unternehmen vorwiegend von Geschäftsbanken ausgereicht, die diese Darlehen dann als Investments in ihren Büchern hielten. Ende der 1980er Jahre entdeckten die Originatoren vorrangiger Kredite dann den jungen Verbriefungsmarkt in den USA und begannen, Teile ihrer Senior Loans an institutionelle Investoren zu verkaufen. Wie die Grafik illustriert, hat der Senior-Loan-Markt seitdem eine außerordentliche Wachstumsentwicklung erlebt. Wertmäßig hat er inzwischen sogar den weitaus bekannteren Hochzinsanleihenmarkt eingeholt.
Für Unternehmen stellen Senior Loans nichts anderes als Fremdkapital dar. Insofern sind sie mit High Yields, also Hochzinsanleihen, vergleichbar: In beiden Fällen – ob Kreditaufnahme oder Emission von Schuldtiteln – geht der Unternehmensschuldner eine Rückzahlungsverpflichtung ein. Doch damit enden die Gemeinsamkeiten.

Variable Verzinsung

Anleihen werden zu einem festen Satz verzinst, der über die gesamte Laufzeit gleich bleibt, daher die Bezeichnung „festverzinsliche“ Wertpapiere. Demgegenüber werden Senior Loans in der Regel variabel verzinst. Mit anderen Worten: Der Zinssatz, zu dem Senior Loans zurückgezahlt werden, ändert sich im Laufe der Zeit je nach Verlauf des Referenzzinssatzes. Der Zinssatz von Senior Loans wird als Aufschlag auf den Basiszinssatz ausgedrückt. Der am häufigsten genutzte Basiszinssatz ist der Libor (London Inter-Bank Offer Rate), also der Satz, zu dem sich Banken gegenseitig Geld leihen. Der Libor kann sich je nach Marktlage täglich ändern. Schuldner können zwischen Libor-Sätzen mit unterschiedlichen Laufzeiten wählen, etwa 30, 60 oder 90 Tage. Die Sätze für die unterschiedlichen Laufzeiten richten sich nach den Zinserwartungen. Schuldner wählen in der Regel Zinssätze, die ihrer Ansicht nach die geringsten Kreditkosten erwarten lassen.
Zusätzliche Absicherung

Wegen ihrer flexiblen Reaktion auf Schwankungen der Marktzinsen haben Senior Loans das Potenzial, einen natürlichen Hedge gegen steigende kurzfristige Zinsen zu bieten. Das ist gerade in einem Niedrigzinsumfeld von großem Interesse. Ein weiterer wichtiger Unterschied zwischen Anleihen und Senior Loans ist die Tatsache, dass Senior (Secured) Loans üblicherweise durch einen Teil oder sogar das gesamte Vermögen des Schuldners besichert sind. Anleihen sind dagegen meist völlig unbesichert. Senior Secured Loans stehen als vorrangige Kredite beziehungsweise erstrangig besicherte Darlehen an der Spitze der Kapitalstruktur und müssen bei einem Ausfall vor allen anderen Schulden bedient werden.
Senior Loans sind also generell erstrangig durch die Assets des Schuldners besichert. Falls ein Unternehmen in Not gerät und Bankrott geht, sind Senior Secured Loans die ersten in der Reihe, die zurückgezahlt werden, normalerweise noch bevor Anleihenhalter oder die Inhaber von Vorzugsaktien oder Stammaktien ausbezahlt werden. Auch wenn nicht garantiert ist, dass die Sicherheiten der Höhe nach ausreichen, um ein Loan vollständig zurückzuzahlen, ist die Recovery-Rate (Rückgewinnungsquote) insbesondere im Vergleich zu High Yields seit jeher deutlich besser. Die Grafik auf Seite 24 zeigt die historischen Recovery Rates erstrangig besicherter Non-Investment-Grade-Bankdarlehen gegenüber Hochzinsanleihen. Über den erfassten Zeitraum lag die Recovery-Rate von Senior Loans im Durchschnitt bei rund 70 Prozent. Unbesicherte High Yields kamen dagegen auf circa 44 Prozent.

In Senior Loans investieren

Investmentfonds bieten Anlegern den bequemsten Zugang zum Senior-Loan-Markt. An institutionelle Investoren richten sich vor allen geschlossene Fonds, deren Anteile nicht von natürlichen Personen erworben werden können. Allerdings nutzen auch Großinvestoren immer öfter Publikumsfonds. Damit können sie ihre Anteile jederzeit kaufen und verkaufen und behalten damit eine absolute Flexibilität. Die Publikumsfonds geben ihre Anteile entsprechend der Nachfrage aus. Das bedeutet, dass die Gesamtzahl aller ausgegebenen Anteile im Laufe der Zeit steigen kann. Will ein Anleger seine Anteile verkaufen, nimmt beziehungsweise kauft der Fonds die Anteile zurück. Im Ergebnis sinkt die Zahl der ausgegebenen Anteile. Der Verkauf oder der Rückkauf von Publikumsfondsanteilen erfolgen zum Nettoinventarwert des Fonds am Tag des Ver- oder Rückkaufs.

Fazit

Senior Loans stellen eine einzigartige Anlageform dar, die Investoren nicht nur regelmäßige Erträge, sondern auch erhebliche Diversifikationsvorteile bietet. Die Kombination aus variabler Verzinsung, Besicherung durch Assets sowie erstrangiger Stellung in der Kapitalstruktur des Kreditnehmers wirkt potenziell als natürliche Absicherung gegenüber Zinssteigerungen und bietet dabei zugleich werthaltige Kreditsicherheit.
Wenn auch Senior Loans für sich allein nicht alle Anlagebedürfnisse erfüllen können, so empfehlen sie sich wegen ihrer spezifischen Merkmale auf jeden Fall zur Beimischung im professionellen Portfolio. Warum in einen Senior-Loans-Fonds investieren?

Senior-Loans-Fonds bieten Investoren, die traditionell nur in Aktien und Anleihen investieren, positive Diversifikationseffekte auf Portfolio-Ebene. Vorteile:

* Potenziell hohe risikoadjustierte monatliche Erträge
* Natürlicher Schutz gegen steigende Zinsen
* Traditionell geringe Korrelation mit anderen Asset-Klassen

 

Susanne Hellmann : Anfang 2009 wurde Susanne Hellmann zur Geschäftsführerin von ING IM Germany bestellt, von 2007 bis 2009 verantwortete sie bereits das Third-Party-Geschäft in der deutschen Niederlassung in Frankfurt. Hellmann kommt von der MLP Bank AG, Wiesloch, wo sie den Bereich Vermögensmanagement und Wertpapierhandel mit einem Volumen von fünf Milliarden Euro verantwortete. Zu ihrem Aufgabenbereich zählten seinerzeit strategische und operative Aufgaben im Hinblick auf die Produktentwicklung und das strategische Portfoliomanagement sowie die Fondsmanagerauswahl.  Davor besetzte sie diverse Positionen bei der Citibank und der Deutschen Bank in den Bereichen Sales, Kapitalmärkte und Asset Management Produktgruppen.

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