Risikomanagement dominiert

10 Oktober 2014

Margaretha Hamm

Investmentgesellschaften denken um. Während 2007 lediglich 30 Prozent dem Thema Risiko oberste Priorität einräumten, gaben in einer Umfrage drei Viertel der Befragten an, innerhalb ihres Unternehmens nach der Finanzkrise eine sehr risikobewusste Unternehmenskultur entwickelt zu haben (78 Prozent). Das ergab eine Studie der Economist Intelligence Unit (EIU) im Auftrag von State Street Corporation. Der Anteil der Unternehmen, bei denen das Risikomanagement an erster Stelle steht, hat sich seit Beginn der Finanzkrise 2008 damit mehr als verdoppelt.


Die Ergebnisse der Umfrage werden für Beruhigung bei Anlegern und Aufsichtsbehörden sorgen, denn Anleger und Vermögensverwalter haben ihr Risikobewusstsein seit 2008 auf ein Niveau weit über das nach außen erkennbare Maß hinaus erhöht. Allerdings muss bei vielen Unternehmen immer noch ein Umdenken stattfinden, um die Vertrauensbasis und den Dialog zwischen den Geschäfts- und Risikofunktionen zu verbessern und sicherzustellen, dass im gesamten Unternehmen eine echte Kultur des Risikobewusstsein geschaffen wird“, kommentiert David Suetens, Executive Vice President und International Chief Risk Officer bei State Street.
Den Befragten zufolge wird das Reputationsrisiko als eines der Hauptrisiken für Unternehmen eingeschätzt. Über die Hälfte aller Umfrageteilnehmer räumten dem Reputationsrisiko bei der Priorisierung der Risiken des Unternehmens denselben hohen Stellenwert ein wie dem aus der Marktvolatilität entstehenden Risiko.

Trotz des höheren Risikobewusstseins zeigt die Studie jedoch auch, dass es in vielen Unternehmen Unstimmigkeiten zwischen den Geschäfts- und den Risikofunktionen gibt und Meinungsunterschiede zur Aufgabe der Risikofunktion bestehen. Die Mehrheit der Mitarbeiter, die nicht im Risikobereich beschäftigt ist, glaubt, dass die Risikofunktion überwiegend der Erfüllung aufsichtsrechtlicher Vorgaben dient. Diese Ansicht teilen hingegen nur knapp ein Drittel der Risikoexperten. Das lässt darauf schließen, dass Risikomanager die Aufgaben offenbar nicht ausreichend innerhalb ihres Unternehmens kommunizieren. „Beide Seiten zeigen ein gewisses Maß an Frustration. Das kann die Entwicklung des Risikobewusstseins innerhalb eines Unternehmens jedoch behindern“, so Suetens. Seiner Ansicht zufolge könnte das Dilemma über einen auf Führungsebene angesiedelten Risikoausschuss oder ein Risikogremium gelöst werden. Eine solche Institution innerhalb eines Unternehmens böte Gelegenheit zum Austausch zwischen leitenden Vertretern aus den Bereichen Risikomanagement, Compliance und Wirtschaftsprüfung.

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *