Die Blockchain-Technologie bietet weit mehr als der aktuelle Bitcoin-Hype vermuten lässt. Für Banken, Versicherer und Zahlungsdienstleister liefert die Blockchain erstmalig Lösungsansätze, die mit herkömmlichen Technologien nicht abbildbar waren. So zum Beispiel beim Themenfeld der Rechnungssabwicklung, im Speziellen bei sogenannten Advance Invoices. Hier lassen sich reale Kosteneinsparungen in beträchtlicher Höhe sowie eine umfassende Reduzierung des Betrugsrisikos erzielen.
„Blockchain ist zur Kerntechnologie herangewachsen. In diesem Jahr wird sie in der Finanzindustrie ihren Durchbruch erleben. Mit Blockchain-basierten Anwendungen lassen sich Probleme lösen, auf die es zuvor nur äußerst kostenintensive und aufwendige Antworten gab“, erklärt Marika Lulay, CEO der GFT Technologies.
Mit dem Projekt „Jupiter“ hat GFT bereits 2015 einen Blockchain-Inkubator in London ins Leben gerufen. Von der Konzeption bis zur Entwicklung wird mit einem architektonischen Rahmenwerk namens „Jupiter Sandbox Architecture“ gearbeitet. So konnten bereits Prototypen in Deutschland, Großbritannien, Italien und Spanien für verschiedene Bereiche, wie Kreditgeschäft, Zahlungsverkehr oder grenzüberschreitendes Clearing und Abrechnung, umgesetzt werden.
Eine – auf Grundlage von Ethereum – entwickelte Anwendung wurde beispielsweise für die Royal Bank of Scotland entwickelt. Durch das flexible Prototyping im GFT Inkubator und in den Digital Innovation Labs ist es möglich, nicht erfolgversprechende Ansätze schnell zu verwerfen und nur in effektive Entwürfe zu investieren. Das Ziel von GFT ist es, die Kunden dabei zu unterstützen, die Vielzahl an Ansatzpunkten in der Blockchain zu verstehen und eigene, existenzfähige Geschäftsmodelle darin aufzubauen.
Einsatzmöglichkeiten der Distributed-Ledger-Technologie
Gemeinsam mit Partnern ist GFT in Italien am Aufbau eines sicheren, interoperablen und plattformübergreifenden Blockchain-Netzwerks auf europäischer Ebene beteiligt, das auf der Distributed-Ledger-Technologie (DLT) basiert. Hier zeichnen sich vor allem drei Anwendungsbereiche ab:
– Betrugsrisikoreduzierung bei der Rechnungsabwicklung (Finanzindustrie),
– Produktzertifizierung und Güteklassifizierung (Pharmaindustrie) sowie
– Echtzeit-Rückerstattungen (Transportindustrie).
Für das Szenario der Rechnungsabwicklung erstellte GFT einen Proof-of-Concept für Advance Invoices. Dieser simuliert den Rechnungsprozess auf einem Blockchain-DLT-Netzwerk basierend auf der Corda-Technologie des R3-Netzwerks. Der Pilot wird in ein paar Wochen in Produktion gehen.
Bittet ein Unternehmen bei einer Bank um einen Kredit in Höhe der vom Unternehmen eigentlich generierten Rechnung, ist dieses Geschäft von mehreren Risiken betroffen und sehr anfällig für Betrugsfälle. So könnte beispielsweise die gleiche Rechnung an mehrere Banken als Sicherheit gegeben werden. Mithilfe der DLT wird dieses Risiko reduziert, da alle Rechnungen in ein gemeinsames, sicheres Kontenbuch eingebunden werden, das wiederum für alle Banken zugänglich ist. Der Distributed Ledger (DL) kann jederzeit abgefragt werden. Auf Basis der DLT-Antwort fällt schließlich die Entscheidung für oder gegen eine Kreditvergabe. „Dadurch reduzieren wir die zugrundeliegenden Kreditrisiken drastisch“, führt Lulay aus.
Es gibt zahlreiche Prozesse bei internationalen Geldtransfers, Handelsgeschäften, Wertpapierhandel- oder Handelsfinanzierungsaktivitäten, die immer noch manuell abgewickelt werden. Diese sind umständlich und kostenintensiv. „Mithilfe der Blockchain sind wir in der Lage, Prozesse zu automatisieren, zu vereinfachen und effizienter zu gestalten“, so Lulay. Durch den Einsatz von Smart Contracts könnten Banken zum Beispiel die manuelle Abwicklung von Wertpapiergeschäften deutlich optimieren.
Quelle: GFT Technologies SE