Die Hälfte der institutionellen Investoren in Deutschland hält die derzeitige Aufmerksamkeit für die Blockchain-Technologie für übertrieben. Nur jeder achte Profianleger aus Pensionskassen und Versorgungseinrichtungen, Unternehmen, Finanzinstituten, Versicherungen oder Stiftungen hat bereits konkrete Blockchain-Projekte angestoßen oder analysiert deren potenzielle Auswirkungen auf das eigene Geschäft. 42 Prozent sehen auch in Zukunft keine Notwendigkeit dazu. Das ist das Ergebnis einer TED-Umfrage unter rund 100 institutionellen Investoren anlässlich einer Konferenz von Universal-Investment zur Zukunft der institutionellen Kapitalanlage.
Die Chancen Deutschlands im digitalen Wettbewerb sehen die befragten institutionellen Investoren ziemlich pessimistisch. 90 Prozent sind der Meinung, dass die größte Volkswirtschaft Europas den Anschluss zu verpassen droht. Sie sehen vor allem die Politik in der Pflicht, bessere Rahmenbedingungen für eine digitale Infrastruktur sowie IT-Bildung zu schaffen. Diese Forderung teilen 79 Prozent der institutionellen Investoren. Nur acht Prozent finden dagegen, dass der Staat mit direkter Förderung, zum Beispiel über einen Start-up-Fonds, eingreifen sollte. 13 Prozent lehnen staatliche Eingriffe grundsätzlich ab, da diese keine erfolgreichen Unternehmen à la Facebook oder Google schaffen könnten.
Beim Dauerbrenner-Thema Geldpolitik herrscht ebenfalls Einigkeit. 84 Prozent rechnen in den nächsten drei Jahren nicht mit substanziellen Zinserhöhungen im Euroraum über zwei Prozent. Noch mehr können sich vorstellen, dass die die Eurozone auf ein japanisches Szenario dauerhaft niedrigster Zinsen zusteuert: 53 Prozent halten diese Möglichkeit für denkbar; für 41 Prozent ist sie sogar sehr realistisch.
Als Konsequenz setzen die Profianleger immer mehr auf renditeträchtige, allerdings auch risikobehaftete Anlageklassen. Ganz vorn liegen Aktien und Immobilien, in die praktisch alle Befragten in den nächsten zwei Jahren verstärkt investieren wollen. Alternative Investments sind generell stark gefragt, mit Ausnahme von Hedgefonds. „Schon seit Jahren sehen wir ein steigendes Interesse der institutionellen Anleger für – vermeintliche – Risiko-Assets und sowohl die Umfrage als auch die Praxis zeigen, dass das Interesse weiter steigt, da die Suche nach alternativen Renditequellen im anhaltenden Niedrigzinsumfeld intensiver wird“, sagt Markus Neubauer, Geschäftsführer von Universal-Investment.
Jeweils etwa die Hälfte der Anleger gibt zudem an, zukünftig auch in erneuerbare Energien, Private Equity, Private Debt beziehungsweise Loans oder in Infrastruktur investieren zu wollen. Auf der Spezialfonds-Plattform von Universal-Investment sei dieser Trend bereits deutlich erkennbar, so Neubauer: Während Anfang 2012 noch weniger als ein Prozent der Spezialfonds in Real Assets und Immobilien steckte, seien es aktuell bereits rund 14,5 Prozent oder rund 37 Milliarden Euro.
Dabei machten Immobilien etwa zwölf Milliarden Euro aus, während Beteiligungs-, Finzierungs- und Infrastrukturprojekte mit 25 Milliarden Euro zu Buche schlügen. Darüber hinaus sei die Aktienquote der von Universal-Investment verwalteten Spezialfonds seit Anfang 2012 von 22,6 Prozent auf 31,4 Prozent gestiegen. Insgesamt verwaltete Universal-Investment per Ende 2017 rund 264 Milliarden Euro in Spezialfondsanlagen.
Quelle: Universal-Investment
Institutionelle Investoren sehen Blockchain skeptisch
18 Januar 2018