Schöpferische Zerstörung statt Disruption
„Eine disruptive Technologie (englisch to disrupt ‚unterbrechen‘) ist eine Innovation, die eine bestehende Technologie, ein bestehendes Produkt oder eine bestehende Dienstleistung möglicherweise vollständig verdrängt“, so definiert Wikipedia einen der wichtigsten Begriffe, der die gesamte Finanzwirtschaft derzeit beschäftigt.
Denn mit dem Entstehen immer neuer FinTechs, die in die bestehende Wertschöpfungskette der Banken und Sparkassen eingreifen, stellt sich für die Institute tatsächlich verstärkt die Frage, wie ihr Geschäftsmodell in Zukunft aussehen wird und welche Aufgaben den Kreditinstituten noch bleiben.
„Agilität ist die Fähigkeit einer Organisation, flexibel, aktiv, anpassungsfähig und mit Initiative in Zeiten des Wandels und der Unsicherheit zu agieren“, so die Erklärung des Wissens- und Informationsportals onpulson.de.
Eine solche Beweglichkeit ist notwendig, um im sich verschärfenden Wettbewerb auch weiterhin bestehen zu können. Darin sind sich fast alle Experten, die sich mit der Finanzwirtschaft beschäftigen, einig. Doch wohin der Weg letztendlich führen wird, darüber herrscht nach wie vor große Unsicherheit. Da wird auf der einen Seite das alte Bill-Gates-Zitat bemüht, der schon 1994 behauptete „Banking ist notwendig, Banken sind es nicht“. Und auf der anderen Seite steht die Erkenntnis, dass die meisten FinTechs trotz riesiger Marketingbudgets in weiten Teilen der Bevölkerung noch völlig unbekannt sind.
Noch ist also nicht entschieden, wie es mit der Kreditwirtschaft weitergehen wird. Eines ist allerdings klar: So wie es jetzt ist, wird es nicht bleiben. Die Banken und Sparkassen müssen in der sich immer schneller ändernden Welt einen neuen Platz und eine neue Rolle finden. Dazu ist tatsächlich Agilität erforderlich. Nur wer in Bewegung bleibt, kann sich anpassen.
Denn Disruption alleine reicht nicht aus, um neue Strukturen zu schaffen. Zur Zerstörung gehört auch der Wiederaufbau. Auch wenn es die Kreditinstitute im Augenblick besonders hart trifft, so ist diese Erkenntnis im Grunde nicht neu.
Joseph A. Schumpter stellte bereits 1942 in seinem Buch „Kapitalismus, Sozialismus und Demokratie“ recht lapidar fest: „Der Prozess der ‚schöpferischen Zerstörung‘ ist das für den Kapitalismus wesentliche Faktum. Darin besteht der Kapitalismus und darin muss auch jedes kapitalistische Gebilde leben.“