Die EZB schafft den 500-Euro-Schein ab, Venezuela führt nach heftigen Protesten den 100-Bolivar-Schein wieder ein und kaum ein Thema wird derzeit so heftig diskutiert wie das Ansinnen der Politik, das Bezahlen mit Bargeld immer weiter einzuschränken – oft hochemotional. Der europaweit aktive Forderungsmanager Kruk hat nun in einer repräsentativen Studie untersucht, wie die Verbraucher in sieben europäischen Ländern Bargeld und Finanzprodukte gebrauchen.
„Einerseits leuchtet vielen Deutschen die Bargeldobergrenze, wie sie in Italien und Frankreich besteht, an sich nicht recht ein. Andererseits ist es auch der Gedanke, europaweit einheitliche Obergrenzen für Transaktionen festzulegen, der ihnen nicht behagt – dieser „one-fits-all”-Ansatz, alle über einen Kamm zu scheren”, erklärt Dr. Michael Schäfer, Geschäftsführer von Kruk Deutschland. „Wir beobachten dagegen, dass sich die Völker Europas nicht nur kulturell unterscheiden, sondern vielfach konkret in ihrem Zahlungsverhalten.” Befragt wurden Verbraucher aus Deutschland, Polen, Tschechien, Slowakei, Rumänien, Italien und Spanien.
Deutschland nur Durchschnitt: Nur 87 Prozent haben ein Bankkonto
Nur 87 Prozent der deutschen Befragten haben nach eigenen Angaben überhaupt ein Bankkonto – weniger als in Polen, Tschechien und der Slowakei. „Doch ohne ein Bankkonto können keine elektronischen Transaktionen vorgenommen werden, man ist also auf Bargeld angewiesen. Dies ist offenbar einer der Gründe für die erbitterte Diskussion um die Abschaffung des Bargelds in Deutschland”, vermutet Schäfer.
Das die Deutschen den bargeldlosen Zahlungswegen weniger offen gegenüberstehen als andere Nationen, ist keine Überraschung. „Doch wenn aktuell nur 67 Prozent der Befragten Zahlungskarten wie etwa Kreditkarten nutzen, ist das sehr wenig”, so Schäfer. Bei den Polen sind es dagegen 80 Prozent, beim Spitzenreiter Spanien sogar 87 Prozent.
Auch beim Mobile Payment sind die Deutschen sehr zurückhaltend: Nur 15 Prozent der befragten Deutschen zahlen derzeit mit dem Smartphone – weniger als in allen andern Ländern, in denen die Kruk-Umfrage durchgeführt wurde. Vorkämpfer sind übrigens die Tschechen, ganze 35 Prozent nutzen hier bereits das Handy zum Bezahlen. Im Schnitt über alle sieben Länder liegt der Anteil 2016 bei 26 Prozent. „Beim Online-Banking allerdings liegen die Deutschen mit 74 Prozent aktiver Nutzer oberhalb des Durchschnitts – womöglich ist Mobile Payment schlicht noch zu neu und wird sich mit der Zeit auch hier durchsetzen”, erklärt Schäfer.
Polen, Tschechien und Spanien: Hier liegt das Geld unter der Matratze
Der Sparstrumpf aber hat ausgedient: Zumindest hierzulande, nur sieben Prozent der Deutschen haben ihr Bargeld zuhause griffbereit. Bei den polnischen Nachbarn sind es dagegen 15 Prozent, bei den Tschechen und Spaniern sogar 17 Prozent. Spannend wird die Frage nach dem Geld, blickt man nach Italien: Nur fünf Prozent der Befragten dort haben es daheim, doch auch Banken und Versicherungen wird nicht getraut. Nur 46 Prozent der Teilnehmer sind versichert, nur 78 Prozent haben ein Konto und nur 51 Prozent nutzen Online-Banking – jeweils die niedrigste Wertung in diesen drei Kategorien.
60 Prozent der Deutschen nutzen Versicherungen, für die Geldanlage bauen sie auf Festgeld (23 Prozent) und Anlageprodukte wie Fonds (18 Prozent). Und obwohl die Deutschen oft für ihre geringe Aktienquote gescholten werden, stehen sie im Vergleich gar nicht so schlecht da. Immerhin 14 Prozent der Befragten investieren direkt in Aktien und Anleihen, deutlich mehr als in anderen Ländern: Der Schnitt liegt bei neun Prozent, nur die Spanier sind mit 16 Prozent noch investitionsfreudiger.
Geht es schließlich um das Thema Kredite, werden die Deutschen ihrem Ruf als „Sparernation“ wieder mehr als gerecht: Nur 38 Prozent der Befragten nutzt derzeit ein Darlehen, weniger als in den sechs anderen Ländern. Spitzenreiter sind hier die Rumänen mit 60 Prozent Kreditnutzern in der aktuellen Befragung.